© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/17 / 14. Juli 2017

G20-Gipfel
Die Kunst des Möglichen
Thomas Fasbender

Die „internationale Gemeinschaft“, deren angebliches Versagen anläßlich des G20-Gipfels jetzt allenthalben beklagt wird, war immer eine Fiktion. Der Begriff soll lediglich die Jahre nach dem Kalten Krieg beschönigen, als die globalen Machtverhältnisse es dem Westen gestatteten, seine Agenda durchzuziehen. Doch das 21. Jahrhundert ist nicht von westlicher Hegemonie geprägt, sondern vom Comeback einst großer Kulturen wie China, Indien, Iran und anderer auf die politische Bühne.

Damit kehren auch längst vergessene Rivalitäten und Konflikte zurück. Eng wird es für die Anhänger der One-World-Ideologie. Ihr Traum vom gemeinsamen Handeln der „Weltgemeinschaft“ ist aufs engste mit westlichen Wertvorstellungen verknüpft. Und die werden nicht weniger westlich, indem man sie als universal verkauft.

Um es reklamemäßig auszudrücken: Angesichts der krisenhaften Verwerfungen rund um den Globus liegt der Nutzen von Gipfeltreffen nicht so sehr darin, „Win-win-Situationen“ zu schaffen, als „Lose-lose-Situationen“ vorzubeugen.

Insofern kann es eigentlich gar nicht genug solcher Treffen geben. Wobei immer noch die alte Bismarcksche Maxime gilt: Mehr als das, was möglich ist, wird ohnehin nicht vollbracht. Die Kunst ist, es überhaupt so weit zu bringen.