© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/17 / 28. Juli / 04. August 2017

Pernille Vermund will mit ihrer neuen konservativen Partei Dänemark aufmischen
Le Pen des Nordens
Mina Buts

Es seien die Übergriffe jugendlicher Einwanderer in den bürgerlichen Vierteln im Norden der dänischen Haupt­insel Seeland gewesen, die sie dazu gebracht hätten, sich wieder der Politik zuzuwenden. Das erklärt Pernille Vermund, ehemals Mitglied der 1915 entstandenen Konservative Folkeparti (Konservative Volkspartei) – heute eine Kleinpartei. Seit zwei Jahren ist sie nun Vorsitzende der 2015 aus der Taufe gehobenen Nye Borgerlige (Neue Bürgerliche). Dabei hatte die 1995 gegründete, als rechtspopulistisch beschriebene Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei), nur wenige Monate vor Entstehen der Neuen Bürgerlichen bei der Wahl 2015 mehr als 21 Prozent geholt. Doch inzwischen gilt manchem Konservativen nicht nur die kleine Konservative, sondern auch die große Dänische Volkspartei, die etwa Abstand zu den benachbarten Schwedendemokraten oder zum Front National hält, als zu „weich“ und zu sehr als Mehrheitsbeschaffer der Regierung.

Die Dänen aber, so Vermund, seien überwiegend einwanderungskritisch eingestellt, und die Neuen Bürgerlichen bieten eine Mischung aus liberaler Marktwirtschaft und rigoroser Einwanderungspolitik – und liegen damit in den Umfragen inzwischen bei über sechs Prozent. Ihre Wählerschaft ist überwiegend männlich, mittelalt, wohlhabend und überdurchschnittlich gebildet. Im Frühjahr konnte sich Vermund gar über Übertritte einiger Abgeordneter, etwa von der Dänischen Volkspartei, freuen: „Starke Wertepolitik kombiniert mit bürgerlicher Wirtschaftspolitik, Steuersenkung, mehr kommunaler Selbstbestimmung und weniger Bürokratie“, erklärt sie, hätten die Überläufer überzeugt.

Vor allem wollen die Neuen Bürgerlichen eine eigene Migrationspolitik entwickeln: Einwanderer sollen sich künftig selbst versichern und für ihren Lebensunterhalt aufkommen. Straffällige sollen nach der ersten Verurteilung unmittelbar abgeschoben werden, und moslemische Schulen soll es in Dänemark nicht mehr geben. Außerdem will man die Bürger in einer Volksabstimmung über einen Austritt aus der Europäischen Union befragen. 

Pernille Vermund möchte vor allem, daß „Hygge“, das dänische Lebensgefühl – ins Deutsche etwa mit Gemütlichkeit oder Heimeligkeit übersetzt – wieder stärker auflebt und daß christliche Werte wie früher in den Vordergrund treten. Wegen ihrer souveränen und eloquenten Art wird die 1975 in Kopenhagen geborene Architektin und geschiedene Mutter dreier Söhne als „dänische Le Pen“ gehandelt, die unbedingt ernst zu nehmen sei. In dänischen Talkshows ist sie regelmäßig zu Gast, zudem Kolumnistin eines der meistgelesenen Onlineportale Dänemarks. 

„Für Krieg und Unruhen können wir keine Verantwortung übernehmen; sondern allein für die dänische Bevölkerung“, stellt Pernille Vermund mit Blick auf die Parlamentswahl 2019 klar.