© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/17 / 28. Juli / 04. August 2017

Frisch gepresst

Willkommenskultur. „Wie kommt es, daß so viele vorgeblich ‘kritische Menschen’ insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland den Nationalstaat aufzugeben bereit sind und die Massenzuwanderung überwiegend unqualifizierter junger Männer aus dem afrikanisch-arabischen Raum frenetisch bejubeln?“ Welches Bedürfnis im seelischen Haushalt der Kollektivpsyche befriedigt der „Flüchtling“? Welche projektive Identifikation gestattet er? Was verspricht seine Aufnahme? Das sind Fragen, denen der an Hegel geschulte Wiener Philosoph Wilfried Grießer in seiner anregenden Analyse der „Tiefenstruktur der ‘Willkommenskultur’“ einer Nation nachgeht, die durch „Vergangenheitsbewältigung“ und „Schuldkult“ auf der Flucht vor sich selbst ist, auf dem Sonderweg ins Nebelreich eines kosmopolitischen Europa. Angesichts der aus unerschöpflichen Menschenreservoiren gespeisten Massenmigration und der ungebrochenen, selbstzerstörerischen Bereitschaft der politischen Klasse, sie nach Deutschland zu lenken, hat Grießer damit ein hochaktuelles, über den von unseren Wahrheitsmedien gestrickten „Verblendungszusammenhang“ (Adorno/Horkheimer) aufklärendes Buch geschrieben. (wm)

Wilfried Grießer: Flucht & Schuld. Zur Architektonik und Tiefenstruktur der „Willkommenskultur“. Ares Verlag, Graz 2017, gebunden, 159 Seiten, 16,95 Euro





Massenmorde. Seit der Oktoberrevolution zieht sich eine Blutspur durch die sowjetische Geschichte. Bereits während des bis 1920 andauernden, von äußerster Brutalität geprägten russischen Bürgerkriegs begann der dem Kommunismus immanente Klassenmord, dem Hunderttausende zum Opfer fielen. In den dreißiger Jahren knüpfte Stalin direkt an diese Politik an, steigerte die Morde in einer derartigen Dimension, daß die Zahlen einer bereits 1937 durchgeführten Volkszählung – also während der Große Terror gerade an Fahrt aufnahm – unter Verschluß blieben und alle daran Beteiligten erschossen wurden. Der pseudonyme Autor Robert Winter versucht in einer Bilanz, die Millionen von Lenins und Stalins Opfern zu überblicken und weist auch auf weniger bekannte Fundorte wie etwa Kuropaty bei Minsk hin, wo seit 1988 insgesamt 510 Massengräber mit mindestens 100.000 Toten des NKWD-Terrors zwischen 1937 und 1941 entdeckt wurden. (bä)

Robert Winter (Hrsg.): Massenmord unter dem Sowjetstern 1917–1953. Tatorte. Tatgeschehen. Osning Verlag, Bielefeld 2017, broschiert, 147 Seiten, 16,80 Euro