© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/17 / 11. August 2017

CD-Kritik: Ludwig van Beethoven
Klangblasen
Jens Knorr

Kann, darf, soll man Partituren, die für die intime Besetzung des Streichquartetts komponiert wurden, für Kammer- oder gar großes Orchester arrangieren? Insbesondere Beethovens mittleren und späten Quartetten suchten Dirigenten, insbesondere komponierende Dirigenten, der kammermusikalischen die große sinfonische Form zu entbinden und den privaten Diskurs zum großen Appell zu weiten.

Das Streichquartett f-Moll op. 95, das „Quartetto serioso“, Zeugnis einer Lebenskrise, beschäftigte Beethoven über vier Jahre lang, ehe er es in seiner endgültigen Form dem Schuppanzigh-Quartett überantwortete, nicht aber öffentlicher Aufführung. In Beethoven suchte der Gustav Mahler des Jahres 1899 den Seelenverwandten. Die Expansion, die – laut Mahler – in den Stimmen schlummere, vermag das Orchestre d’Auvergne unter seinem Chefdirigenten Roberto Forés Veses tatsächlich auszulösen und kommt dabei der Präzision vierer Solostreicher nahe, kaum aber deren Individualitäten.

Gleiches gilt für ihre dramatisch unpathetische Interpretation von Beethovens siebensätzigem Streichquartett cis-Moll op. 131, „N.b. Zusammengestohlen aus verschiedenem diesem und jenem“. Ein Bearbeiter wird im Beiheft nicht genannt. Sie schärfen die Kontraste und verschleifen die Aussage. Zwanzig Spieler sagen weniger als vier Spieler!

Beethoven Streichquartette op. 95 und 131 für Streichorchester Apartemusic, 2017  www.apartemusic.com