Ähnlich wie in Anthony Manns psychologisch sorgfältig fundiertem Western „Winchester ’73“ (1950) mit James Stewart in der Hauptrolle geht es auch in James Neilsons nach einem Roman von Norman A. Fox gedrehten Edelwestern „Die Uhr ist abgelaufen“ (Night Passage, USA 1957) um zwei miteinander verfeindete Brüder, um Schuld und Sühne und einen Konflikt, der am Ende nur mit der Waffe aus der Welt zu schaffen ist. Zwar überließen die Universal-Studios die Regie einem Neuling, doch „Night Passage“ wurde ein großer Erfolg.

Der Film erzählt die Geschichte des ehemaligen Eisenbahnmitarbeiters Grant McLaine (James Stewart), der seine Stellung verlor, weil man ihn verdächtigte, an einem Raubüberfall auf die Bahn beteiligt gewesen zu sein. Verbittert schlägt er sich seitdem als Akkordeonspieler durchs Leben, bis ihn sein früherer Chef Ben Kimball (Jay C. Flippen) bittet, den Transport der Lohngelder für die Bahnarbeiter zu überwachen, da diese bereits zweimal von einer Bande um Whitey Harbin (Dan Dureya) und Utica Kid (Audie Murphy) geraubt wurden.

Obwohl Utica Kid Grants jüngerer Bruder ist, der einst auf die schiefe Bahn geriet, nimmt McLaine den Auftrag an, in der Hoffung rehabilitiert zu werden, wenn es ihm gelingt, die Lohngelder sicher zu den Arbeitern zu bringen. Als Harbins Bande bei dem folgenden Überfall das versteckte Geld nicht findet, nehmen sie Verna (Elaine Stewart), die junge Frau von Grants Chef, als Geisel gefangen. Grant folgt den Banditen in ihr Hauptquartier in den Bergen, um sich ihnen scheinbar anzuschließen. Es gelingt ihm, zwischen Harbin und Utica Kid Mißtrauen zu säen. Schließlich kommt es zum entscheidenden Kampf …

„Die Uhr ist abgelaufen“ ist ein atmosphärisch dichter, mit Humor und Sentimentalität gewürzter Western um zwei ungleiche Brüder. Seine ganze Dramatik entfaltet der Film zum Schluß, als der Jüngere sich schützend vor den älteren Bruder wirft, tödlich getroffen wird und damit seine Schuld büßt. Besonders reizvoll ist auch die in prächtiges Herbstgold getauchte Landschaft (Kamera: William H. Daniels), die durch das damals neue Technicolor-Technirama-Breitwandverfahren ein nahezu plastisches Gesicht erhält.

DVD/Blu-ray: Die Uhr ist abgelaufen. KochMedia 2017, Laufzeit etwa 87 Minuten