© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/17 / 11. August 2017

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Kehr ich einst zur Heimat wieder“, JF 31-32/17

Leerstelle Geschichtsunterricht

In Ihrer Reportage („Wir sehen uns wieder am Oderstrand“) stutzte ich bei der Nennung der Kämpfe an der Wahlstatt bei Liegnitz, denn der Piastenherzog Heinrich II. war nicht Ehemann, sondern Sohn der Hedwig von Andechs. Heute mutet es merkwürdig an, daß Hedwig bereits als Kindfrau dem Piastenherzog Heinrich I. nach Schlesien folgte. Für die damalige Zeit in den Kreisen des Adels aber keineswegs ungewöhnlich. Um sich mit ihrem Ehemann zu verständigen, mußte sie nicht unbedingt polnisch lernen, denn die Piasten waren mehrsprachig. Nach allen Überlieferungen führten Hedwig und Heinrich I. eine glückliche Ehe. Zusammen betrieben sie konsequent die Besiedelung des schlesischen Raumes mit Handwerkern und Bauern aus den damals deutschsprachigen Gebieten. 

Im hiesigen Geschichtsunterricht spielt Hedwig kaum eine Rolle. Ganz anders in Polen. Dort gilt ihr Sohn Heinrich II. mit seinem Opfertod im Kampf gegen die Mongolen als Retter des christlichen Abendlandes, häufig zusammen erwähnt mit dem „Wunder an der Weichsel“, als es Marschall Pilsudski im polnisch-sowjetischen Krieg in der „Schlacht von Warschau“ gelang, die Armeen Tuchatschewskis zu schlagen. Mit diesem Sieg wurde, nach polnischer Lesart, Mitteleuropa vor den Bolschewiken gerettet. Was von polnischer Seite gerne verschwiegen wird: Es handelte sich bei diesem Krieg um einen brutalen Eroberungsfeldzug mit dem erklärten Ziel der Schaffung eines Großpolen von der Küste der Ostsee bis zur Küste des Schwarzen Meeres und dem Ergebnis der Verschiebung der polnischen Ostgrenze weit in ethnisch fremde Gebiete hinein. 

Wer heute Andechs besucht, findet keine Hinweise auf das Wirken der Hedwig. Dies ist gerade wegen der zahlreichen leidvollen Verknüpfungen der Geschichte des deutschen und des polnischen Volkes unverständlich. War sie doch absolut friedlich wirkendes Bindeglied zwischen den Völkern. Bei den Katholiken beider Völker wird sie als Heilige verehrt. Nur ein kleiner Stein, leicht zu übersehen, nennt sie als Patronin Schlesiens. Bei meinem letzten Besuch in Andechs war gerade eine Lehrergruppe aus Oberschwaben zugegen. Ein Geschichtslehrer aus dieser Gruppe hielt für seine Kolleginnen und Kollegen einen Vortrag über die Geschichte und die Bedeutung des Klosters Andechs und der hier residierenden Adelshäuser. Die Hedwig von Andechs kam darin nicht vor – ganz im Sinne eines politisch korrekten Geschichtsunterrichtes.

Hans-Joachim Schodlok, Bad Wurzach 






Zu: „Sie ist wieder da“ von Michael Paulwitz, JF 31-32/17

Über zwanzig Jahre alte Gefahr

Dieser Leitartikel trifft voll ins Schwarze. Dabei wurde diese Gefahr schon vor über zwanzig Jahren prognostiziert. Außer Spesen nichts gewesen. Es wurde nicht einmal peripher der Versuch unternommen, den Anfängen zu wehren. Die Folgen sind bekannt und werden heute – mit zum Teil niederträchtigen Falschinformationen – verharmlost. Die BRD hat gnadenlos versagt, bringt die Deutschen in Bedrängnis und ist längst nicht mehr in der Lage, Leben, Gesundheit und Eigentum der Deutschen zu wahren. Die Justiz, die allzu oft eine recht fragwürdige Rechtsauffassung offenbart, erscheint hier zuweilen als williger Helfer. Es kam, wie es kommen mußte – das mit allergrößter Rücksichtslosigkeit und Unbarmherzigkeit, während man uns offenbar der Willkür aussetzt.

Willi A. Brombacher, Zweibrücken







Zu: „Pankraz, die Wiesenmahd und das Insektensterben“, JF 31-32/17

Klinisch tote Feldrandstreifen

Ich halte seit circa zehn Jahren Honigbienen im Oberbergischen Land und konnte nun im dritten Jahr in Folge von meinen Völkern so gut wie keinen Honig ernten. Wenngleich es dafür sicherlich mehrere Gründe gibt, so ist einer doch mehr als offensichtlich: die intensive Bewirtschaftung der überdüngten Wiesen und die klinisch toten Feldrandstreifen verbannen blühende Landschaften ins Reich der Erinnerung. Es mutet schon merkwürdig an, daß Stadtimker mittlerweile tendenziell mehr Honig pro Volk ernten als Imker auf dem Land. Meine Entscheidung steht fest: noch zwei solcher Jahre, und ich gebe dieses so schöne Hobby auf.

Markus Brasch, Nümbrecht






Zum Leserbrief: „Rechtsradikaler Reichstag“ von Gerold Bittrich, JF 31-32/17

Hürriyet: Die Türkei den Türken

Hierzulande ist die Aussage „Deutschland den Deutschen“ unmöglich. Ganz anders in der Türkei. Die auflagenstarke türkischsprachige Tageszeitung Hürriyet, die in Deutschland an jedem Kiosk vertrieben wird, darf es. Auf jeder Titelseite ist oben links deutlich der Spruch „Türkiye Türklerindir“ zu lesen, was nichts anderes bedeutet als „Die Türkei den Türken“. Was jedem Türken auf sein Land bezogen einleuchtet, wird in Deutschland den Deutschen, auf ihr Land bezogen, versagt. Schlimmer noch, man verdächtigt sie, Unholde der übelsten Sorte zu sein, die man am besten ausgrenzt.

Dietmar Kinder, Elsdorf-Heppendorf






Zu: „‘Weder historisch noch fair’“, im Gespräch mit Hanno Graf von Kielmansegg, JF 30/17

Gelassene Wermachtsveteranen

Erlauben Sie einem ehemaligen Soldaten der Wehrmacht einige Anmerkungen zum Interview mit Hanno Kielmansegg. Es ist aller Ehren wert, daß der Generalmajor der Bundeswehr, wenn auch als Pensionär, so deutliche Worte über das Verhältnis der Bundeswehrführung zur Wehrmacht äußert. Historisch falsch und unfair nennt er die herabsetzenden Äußerungen über die Wehrmacht. Man kann es auch sagen wie vor Jahren einmal György Konrad aus gleichem Anlaß: „Das ist nicht gerecht, und das hat auch keine Würde“. 

Fühlten sich Millionen von Wehrmachtssoldaten durch solche Äußerungen in ihrer Ehre verletzt und beleidigt? Ich glaube, daß die wenigsten Soldaten, die in den Jahren 1942 bis 1945 durch die Kämpfe an der Ostfront und später im Westen gegangen sind, dadurch stark, wenn überhaupt, beeindruckt wurden. Ihr Selbstwertgefühl hatte wohl kaum durch Reden von Leuten gelitten, die gar nicht dabei waren, und deren Reden Unwissen und Unverständnis über diese Zeit offenbaren. Um die Wehrmachtsveteranen muß man sich nicht sorgen, sondern um das Ansehen der Bundeswehr und ihrer Führung selbst. 

Aber unsere Bundesverteidigungsministerin ist nur ein Kind ihrer Zeit, so auch die Bundeswehr. Genau so waren wir Kinder unserer Zeit. Aber unsere Zeit existiert nicht mehr. Darum können wir vieles von dem, was heute vor sich geht, nicht verstehen. Dennoch verstehen wir trotz der Zeitläufte noch so viel, daß auch heute kein Verteidigungsminister seinen widerständigen Offizieren eine implizite Gehirnwäsche verordnen darf (von der Leyen: „Da müssen wir gemeinsam durch“), um sie im Sinne des Zeitgeistes auf Vordermann zu bringen.

Jochen Seeliger, Essen




Wohltuende Klarstellung

Mein Vater war Soldat, ich war Soldat, meine Söhne waren Soldaten. Darum habe ich die Klarstellung durch Hanno von Kielmansegg als wohltuend empfunden: Die Hexenjagd in der Bundeswehr auf jeglichen Bezug zur Wehrmacht ist ungeschichtlich und unanständig. 

Doch was ist von einer verkorksten Oberschicht zu erwarten, für die alle Wehrdienst leistenden Söhne des Volks „Mörder“ sind? Zu diesem Mißstand, der zum Himmel schreit, hätte ich ein deutliches Wort von Kielmansegg erwartet. Wo bleiben übrigens die Mahnrufe der BerufsfeministInnen, wonach auch alle SoldatInnen MörderInnen seien? 

„Leider hat sich ein Großteil der oberen militärischen Führung geschmeidig angepaßt“, bedauert der Generalmajor i.R. Im Offizierskorps ist also schon länger der Wurm drin. Meine Erfahrung während des Wehrdienstes bestätigt diese Einschätzung. Ich habe dort sehr viele Unteroffiziere und Feldwebel erlebt, die mir Hochachtung abgenötigt haben. Bei den Offizieren waren es weniger und eher ehemalige Angehörige der Wehrmacht, die sich nicht nur als Vorgesetzte, sondern in erster Linie als Kameraden verstanden. Für sie bedeutete der Minister der Verteidigung kaum mehr als die Füllung eines Wechselrahmens. Die jüngeren, bundesrepublikanisch besetzten Ränge waren deutlich politischer orientiert. Ein Kamerad, der bei der NVA gedient hatte, bestätigte mir später, bei ihnen sei es ebenso gewesen: unanständig und ungeschichtlich.

Volker Wittmann, Philippsburg






Zu: „Wie die sizilianische Mafia“ von Lukas Steinwandter, JF 30/17

Trattoria mit gelebter Demokratie

Das Denunziantum des SPD-Bezirksausschusses Sendlingen ist nicht in die Kategorie „lokale Anekdoten“ einzuordnen, vielmehr zeigt dies erschreckend, daß wir uns bereits auf der schiefen Ebene zur Diktatur befinden. Da wird doch heute noch geforscht, wie sich überhaupt das Naziregime entwickeln konnte, so brauchte man ja nur einen heutigen Fall wie die Existenzvernichtung des Italieners mit seiner Trattoria zu analysieren. 

Hatte er entgegen aller Mahnungen doch auf seiner unternehmerischen Freiheit bestanden, jeden Gast zu bedienen.  An Schäbigkeit nicht zu unterbieten ist auch das erpresserische Verhalten des Brauereikonzerns Anheuser-Busch (Löwenbräu und Franziskaner-Bier) mit einem Zusatzvertrag, solche politische Spezies nicht mehr zu bewirten. Wie hätte der arme Sizilianer denn solch einen unsittlichen Vertrag auch einhalten können? Jeden Gast vor der Bestellung nach seiner politischen Einstellung befragen, oder ein staatlich geprüftes Zuverlässigkeitszertifikat vorzeigen lassen? Justizbubi Heiko könnte ja noch ein Gesetz erlassen, welches „Schlechtmenschen“ strafbewehrt vorschreibt, sichtbar eine Plakette zu tragen. Sowas ähnliches hatten wir bereits in den 1930ern.

Manfred Müller, Niedernhausen






Zu: „Stauffenbergs Reichsverweser“ von Klaus Hornung, JF 30/17

Aufklärung wichtiger denn je

Egon Bahr sagte einst sehr treffend, keine Zeitung thematisiere den 20. Juli so ausführlich wie die JUNGE FREIHEIT. Dabei wäre das heute wichtiger denn je. Dann könnte sich vielleicht das einfach gestrickte Geschichtsbild des Auslandes ändern, wonach die rassistischen Deutschen mit ihrem Führer die Welt erobern und beherrschen wollten und nur durch das Zusammenstehen der Demokratien (wozu erstaunlicherweise auch zeitweilig Stalins Reich gehörte) daran gehindert und die Deutschen am 8. Mai 1945 von ihrem Wahn befreit wurden. Die lange Vorgeschichte des 20. Juli ist im Ausland kaum bekannt, ebenso daß Churchill froh war, daß der Anschlag erfolglos blieb. 

Vor Jahren fuhr ich mit einem Frachtschiff von Hamburg nach Montreal mit einer rein indischen Besatzung. Als die Ehefrau des Chefingenieurs, die auf der Reise ihren Mann begleitete, erfuhr, daß einer der zwei Passagiere ein Deutscher war, wies sie schon beim ersten Gespräch mit mir darauf hin, daß in grauer Vorzeit arische Stämme nach Indien eingewandert waren. Offenbar setzte sie bei mir einen gewissen Rassismus voraus, schließlich war ich Deutscher, und sie wollte mir wohl zeigen, daß durch die arische Einwanderung auch die Inder rassisch gleichwertig waren. Solche unsinnigen Vorurteile werden aber weiter geschürt, wenn unsere Medien allenfalls zu runden Gedenktagen den Widerstand gegen Hitler zum Thema machen und dann meist auch nur kurz und knapp. Dazu gehört aber auch die Erkenntnis, daß ohne einen Vertrag von Versailles 1919, den Wilson nicht verhindert hat, ein Hitler und mit ihm der Rassenwahn möglicherweise gar nicht gekommen wären.

Detlef Moll, Waldbröl






Zu: „Der Vordenker“ von Claus-M. Wolfschlag, JF 30/17

Der Bock, der den Gärtner spielt

Das pseudowissenschaftliche Geschwurbele von Herrn Zick stinkt in der Tat zum Himmel. So hat er es zum Beispiel in einem mehrseitigen Spiegel-Interview zum Thema „Extremismus“ geschafft, das Wort Linksextremismus nicht einmal explizit zu erwähnen. In der Rolle des Kommentators der Hamburger Ereignisse ist er für mich nichts weiter als der Bock, der den Gärtner spielen durfte.

Dieter Blumtritt, Helmstedt






Zur Meldung: „Umfrage: Jeder dritte Bayer will eigenen Staat“, JF 30/17

Tatort Deutschland

Mitte Juli, letzter Sonntagnachmittag im Werfenfelser Land, in Oberbayern am Walchensee: Herrliche Landschaft, Sonne, Berge, Wiesen und Wasser. Herz, was willst du mehr?! Über den See hin grüßt von fern der Turm eines Kirchleins, über sanfte Wellen hin gleiten Surfer. Und dann traut man seinen Augen nicht: Am Strand unweit des Kiosks neben der Einstiegsstelle der Surfer und dicht an neben Damen im Bikini circa zehn Muslime nebeneinander aufgereit, der Vorbeter den Takt angebend, im islamischen Gebetsrhythmus. Drei in lange schwarze Gewänder versteckte Frauen, wobei eine auch ihr Gesicht völlig verschleiert hatte, kümmern sich um mehrere Kinder. – Denk ich an Bayern in der Nacht, bin ich um meinen Schlaf gebracht; auch als Norddeutscher aus Niedersachsen.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Kuhl­mann, Bohmte






Zu: „‘Wo kein Kläger, da kein Richter’“, im Gespräch mit Hans Hugo Klein, JF 28/17

Enttäuschende Einstellung

Die Antworten und Erklärungen von Professor Klein waren sehr interessant. Der allgemeine Hinweis, die AfD sei unwählbar, ist allerdings sehr enttäuschend. Zeigt es doch, daß die Einschränkung der Meinungsfreiheit durch die „Political Correctness“ bis in unsere höchste Gerichtsbarkeit Einzug gehalten hat.

Hans von Allwörden, Schleswig