© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/17 / 18. August 2017

Auf Hilfe nicht angewiesen
Falschnachrichten: Das von den Identitären gecharterte Schiff mußte keineswegs aus Seenot gerettet werden
Richard Stoltz

Hämisch verbreiteten etliche Online-„Leitmedien“ vorigen Freitag eine Facebook-Nachricht der Flüchtlingshilfsorganisation „Sea-Eye“, wonach das von der Identitären Bewegung für ihre „Defend Europe“-Mission im Mittelmeer gecharterte Schiff „C-Star“ manovrierunfähig in Seenot geraten sei und Hilfe benötige. Mit dieser Mission wollen die Identitären auf das schlepperfreundliche Treiben der Nichtregierungsorganisationen vor der libyschen Küste aufmerksam machen und sich Schleuserbooten in den Weg stellen. „Flüchtlingshelfer eilen Rechtsextremen zu Hilfe“ (tagesschau.de), „Identitäre in Seenot – Flüchtlingshelfer eilen zur Hilfe“ (Welt Online), „Rechtsextreme aus Seenot gerettet“ (faz.net), so lauteten die Schlagzeilen. Dumm nur, daß die Geschichte nicht stimmte.

Tatsächlich hatte die Gruppe „Defend Europe“ via Twitter „ein kleineres technisches Problem“ an Bord gemeldet. Um das zu beheben, habe man den Hauptmotor abschalten müssen. Wie vorgeschrieben, sei das der Seenotleitzentrale in Rom mitgeteilt worden. Von dort wurde die Nachricht an andere Schiffe in der Nähe weitergegeben. Aber: „Es ist kein Notfall“, betonten die Identitären. Noch am selben Tag folgte die Entwarnung: Das Problem sei schnell gelöst worden. „Zu keinem Zeitpunkt war die C-Star auf Hilfe von außen angewiesen. Daher wurde ebenso kein Hilferuf ausgesandt.“

Zu diesem Zeitpunkt hatten Pippi-Langstrumpf- Medien („Ich mach’ mir die Welt/ Widdewidde wie sie mir gefällt“) ihre Falschnachricht bereits schadenfroh in Umlauf gesetzt – ohne jede Recherche. Korrektur der Fake News? Fehlanzeige.