© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/17 / 25. August 2017

Meinungsumfrage im Auftrag der JF
Asylkrise kann Wahl entscheiden
Dieter Stein

Wie oft wundern wir uns über Meinungsumfragen, die merkwürdigerweise einem gefühlten oder tatsächlichen Trend widersprechen. Entscheidend ist dann immer: Wer hat sie in Auftrag gegeben und die Fragen formuliert, und sind die Schlüsse korrekt? Das Springer-Blatt Bild am Sonntag ließ Emnid in der vergangenen Woche 1.009 Bürger nach den wichtigsten Wahlkampfthemen befragen. Die Welt schlagzeilte dann begeistert ganz im Sinne der CDU-Kanzlerin: „Für die Deutschen ist Zuwanderung kein sehr wichtiges Thema“. Stimmt das aber auch?

Die BamS hatte eine Reihe von politischen Themen abfragen lassen, genauer 20. Ein Punkt lautete: „Die Zuwanderung begrenzen“. Das hielten tatsächlich „nur“ 29 Prozent für ausdrücklich wichtig oder sehr wichtig. Gleichzeitig hielten aber sogar erdrückende 70 Prozent „die Kriminalität bekämpfen“ und „Bekämpfung des Terrorismus“ für wichtig – beides Problembereiche, die sich eindeutig durch unkontrollierte Migration massiv verschärft haben.

Die JF hat nun am vergangenen Wochenende durch eine eigene Umfrage beim Meinungsforschungsinstitut Insa mit 2.036 Teilnehmern genauer nachfassen lassen (siehe ausführlich auf Seite 3). Danach erklärte eine Mehrheit der Befragten (51 Prozent), die Asylpolitik spiele bei der Bundestagswahl eine entscheidende Rolle. Eine gleiche Zahl hielt die Öffnung der Grenzen 2015 durch Angela Merkel für einen Fehler. Noch mehr (55 Prozent) befürworten, daß Deutschland wieder dauerhaft Grenzkontrollen einführt – wie sie beispielsweise während des G20-Gipfels praktiziert wurden.

Explizit haben wir – vermutlich als erste – nachgefragt, ob die Bürger eigentlich mit dem Zustand einverstanden sind, daß auf dem Mittelmeer von Schleppern der Seenot ausgelieferte Migranten nach ihrer Rettung grundsätzlich nach Europa geschifft werden. Eine klare Mehrheit stimmt der Forderung, die schlicht dem gesunden Menschenverstand entspringt, zu, daß diese an ihren Ausgangspunkt Libyen zurückgebracht werden. Erdrückende 90 Prozent fordern gar die Abschiebung straffällig gewordener Flüchtlinge – das befürworten selbst 74 Prozent der Grünen-Anhänger!

Frappierend ist nun bei der Einzelauswertung, daß neben den Anhängern der Union vor allem diejenigen der FDP und der AfD am stärksten zu asyl- und einwanderungskritischen Positionen neigen. Beide kleinen Parteien sammeln mit einer unterschiedlichen Tonalität offensichtlich bürgerliche Wähler ein, die in Fragen der unkontrollierten Masseneinwanderung von der Regierungspolitik enttäuscht sind. Die AfD kann hier am stärksten punkten; es ist das auch in ihrer Wahlkampagne dominierende Kernthema. Sie hat aber einen umtriebigen Mitbewerber im Genick, der ihr wankelmütige Wähler abspenstig machen kann.