© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/17 / 25. August 2017

Frisch gepresst

Nationale Option. Merkel und ihrer Kamarilla dürfte eine mitten ins von ihr verantwortete Staatsversagen der Masseneinwanderung platzende „Grundlegung einer freiheitlichen Souveränitätslehre“ so antiquiert erscheinen wie ein Ritterroman. Aber auch in der eigenen Zunft, den auf Global Governance abonnierten bundesdeutschen Vertretern des öffentlichen Rechts, stieß ihr Verfasser, der emeritierte Erlanger Staatsrechtler Karl Albrecht Schachtschneider, mit diesem magistralen Werk schon deshalb auf Ablehnung, weil es deren Lebenslüge vom „Ende des Nationalstaates“ aufdeckt (JF 43/15). Der mit staunenswertem Fleiß publizierende Autor hat es sich nicht verdrießen lassen und legt nach: mit einer zwar lockerer gefügten, gleichwohl auf den gewohnten wissenschaftlichen „Apparat“ nicht verzichtenden Arbeit über die „nationale Option“. Wieder kontrastiert der Kantianer Schachtschneider die realexistierende Demokratie der BRD, die der „Volksdemokratie“ der DDR immer ähnlicher sieht, mit dem Ideal der Freiheit durch Gesetzlichkeit schaffenden Bürgerrepublik. Der Band enthält ferner eine einprägsame Kurzfassung der Souveränitätslehre von 2015 sowie ebenso pointierte Analysen zum Thema Homogenität, zur EU als Bahnbrecherin für eine „neoliberale kapitalistische Oligopolwirtschaft“, zur Globalisierung der Wirtschaft sowie kritische Reflexionen über „Nationalstaat, Großstaat, Weltstaat“. Eine Pflichtlektüre für den „mündigen Bürger“. (wm)

Karl Albrecht Schachtschneider: Die nationale Option. Plädoyer für die Bürgerlichkeit des Bürgers. Kopp Verlag, Rottenburg 2017, gebunden, 459 Seiten, 22,95 Euro





Erster Weltkrieg. Am Beispiel des 1916 rekrutierten Leipziger Buchhändlers Heinrich Oskar Kunitzsch und dessen Aufzeichnungen zeichnet Ralf C. Müller reich illustriert und mit viel Sinn für Bibliophilie dessen „Lebenswelt“ nach. Tatsächlich macht das Kriegstagebuch, faszinierend geschrieben, den Weg des Soldaten lebendig – über seine Ausbildung in Sachsen, die Schlacht an der Somme, die Trichterfelder Flanderns und 1917 für ein halbes Jahr in Galizien an der Ostfront wieder zurück nach Frankreich, wo Kunitzsch bei Cambrai britischen Tanks begegnet, bevor ihn eine verschleppte Lungenentzündung 1918 ins Lazarett zwingt. (bä)

Ralf C. Müller, (Hrsg.): Fast geht es mir wie dem Vaterlande. Der Leipziger Heinrich Oskar Kunitzsch im Weltkrieg (1916–1918). Ein Kriegstagebuch. Endura Verlag, Leipzig 2017, gebunden, 192 Seiten, 29,90 Euro