© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/17 / 01. September 2017

Grüße aus Rom
Das nimmt den Druck
Claus-M. Wolfschlag

Die „ewige Stadt“ scheint sich kaum zu verändern. Immer noch existiert die alte Herberge, wenngleich sehr aufgehübscht, in der man vor Jahrzehnten als Schüler genächtigt hatte. Immer noch befindet sich die Upim-Filiale gegenüber der Basilika Santa Maria Maggiore, in der man beim ersten Rom-Aufenthalt einen Neon-Pullover gekauft hatte. 

Wie vor Jahren sitzt um die Ecke immer noch der alte Mann in seiner „Pizzeria Santi“, die längst seine Tochter übernommen hat. Wie vor Jahren zirpen die Zikaden im Park der Villa Borghese. Und auch die Schwarzafrikaner sitzen nicht nur immer noch in Gruppen am Südrand des Hauptbahnhofs Stazione Termini, sondern bieten über die Stadt verstreut als fliegende Händler ihren Kitsch an.

 Der Markt scheint zwischen ihnen und indischen Gruppen aufgeteilt. Als sich oberhalb der Spanischen Treppe ein Blumenverkäufer zu sehr in das Revier eines anderen begibt, kommt es umgehend zum Streit. Ein herbeigeeilter Schlichter weist den Eindringling zurück über eine imaginäre Grenze. 

Plötzlich kommt Bewegung in das Areal um den berühmten Trevi-Brunnen.

Waren vor einigen Jahren noch minderwertig verarbeitete fliegende Neon-Ringe der Renner bei den Händlern, so sind es jetzt giftgrüne Slime-Figuren, die sich nach dem Hinwerfen wieder quietschend aufrichten. Stumpfsinnig wirft ein Händler die ganze Zeit eine Figur auf den Boden, hört sich ihr Quietschen an, nimmt sie wieder in die Hand und wirft sie erneut.

Plötzlich kommt Bewegung in das Areal um den Trevi-Brunnen. Eine Gruppe von 15 schwarzafrikanischen Händlern rennt wild, die großen Taschen an die Brust gepreßt, durch das dichte Gedränge der Touristen. Menschen schreien auf, werden fast umgerannt. Wenig später tauchen zwei gemütlich rollende Motorradstreifen der Polizei auf. Die illegalen Händler sind womöglich unnötig in Panik geraten. Einige Gastronomen lachen.

Im Bahnhofsviertel sind die Halal-Restaurants aus dem Boden geschossen. „Es ist etwas mehr geworden mit den Einwanderern“, erläutert der freundliche Rezeptionist eines dort gelegenen Mittelklassehotels. „Aber die Regierung verteilt die Einwanderer im ganzen Land. Das nimmt den Druck von Rom, und deshalb sind die Veränderungen nur gering. Die Schwarzen sind allerdings weniger das Problem. Die machen nur ihre Geschäfte. Diebstähle werden dagegen von den Zigeunern und Albanern organisiert.“