© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/17 / 01. September 2017

Blick in die Medien
Fürsorgliche Belagerung
Tobias Dahlbrügge

Die TV-Zeitschrift Hörzu druckte am 25. August ein Exklusiv-Interview mit dem Träger der Goldenen Kamera, Günther Jauch. Anlaß war eine Umfrage von Forsa, die den 61jährigen Moderator von „Wer wird Millionär?“ unter „50 größten lebenden Vorbildern der Deutschen“ auf Platz 1 ausmachte.

Neben Geplauder über Stationen seiner Fernsehkarriere sprach Jauch auch über seine Polit-Talkshow „Günther Jauch“ in der ARD. Die Live-Sendung aus dem Berliner Gasometer lief von 2011 bis Ende 2015 immer sonntags um 21.45 Uhr im Ersten und war von politischen und gesellschaftsrelevanten Themen geprägt.

Soll dies erklären, warum seine Sendung oft genug ein Beipsiel für Betreuungs-Journalismus war?

Im Interview mit Hörzu klopft sich Jauch erstmal kräftig selbst auf die Schulter: „Mein Ziel war immer, möglichst viele, vor allem junge Menschen für Politik zu interessieren. Das ist gelungen. Der Quotenrekord über die gesamte Zeit ist weder vorher noch nachher übertroffen worden. Überdies war die Sendung fast immer am nächsten Tag ein Gesprächsthema.“

Da stellt sich die Frage, warum er die Erfolgsshow bei durchschnittlich fünf Millionen Zuschauern und kräftigen Marktanteilen nicht weiter moderiert? Jauch erzählt: „Es haben einfach zu viele – und das waren nicht immer die Angriffslustigsten – bei Themenwahl und personeller Besetzung der Sendung mitreden wollen. Diese Form der ‘fürsorglichen Belagerung’ entsprach irgendwann nicht mehr meinem Verständnis von journalistischer Unabhängigkeit.“ Daher habe er die angebotene Vertragsverlängerung „dankend abgelehnt“. Soll dies jetzt erklären, warum seine Sendung selbst oft genug ein Beispiel für „Betreuungs-Journalismus“ war und AfD-Vertreter oder andere nichtlinke Oppositionelle regelmäßig außen vor gelassen wurden?

Seine Haltung ist konsequent, aber Jauchs Verwunderung erstaunlich. Schließlich ist er lange genug im öffentlich-rechtlichen Milieu umhergeschwommen.