© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/17 / 01. September 2017

Umwelt
Korrekte Strohhalme
Paul Leonhard

Tassen aus Getreidestärke, Teller aus Palmblättern oder Trinkhalme aus Naturstroh – das gibt es längst. Nachwuchswissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben nun einen eßbaren Strohhalm erfunden. Dieser besteht aus Apfelmark, Apfelfasern, Apfelpektin, Zitronensaft, Malzextrakt, Aroma, Saccharose und dem Süßungsmittel Steviolglycoside (E960). „Die fruchtigen Überreste, die bei der Saftherstellung entstehen, sind reich an Vitaminen sowie Ballaststoffen und eignen sich als gesunder Snack“, sagt KIT-Professorin Heike Schuchmann. Dies senke auch den Kunststoffverbrauch. „Eßbare Trinkhalme sollten so selbstverständlich werden, wie der Keks zum Kaffee“, glaubt daher Konstantin Neumann, der mit Freunden die Wisefood GmbH in Langenbernsdorf bei Zwickau gegründet hat. Der 20jährige, der in Stuttgart Lebensmittelwissenschaften studiert, will die KIT-Erfindung unter dem Namen „Eat­apple“ zur Marktreife entwickeln.

Wie Apfelmark und -fasern in Trinkrohrform kommen, ist Eatapple- Geschäftsgeheimnis.

Wurden am KIT anfangs nur täglich 30 bis 40 Stück mittels einer umgebauten Nudelmaschine hergestellt, so ermöglichen die Anlagen am Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik einen Ausstoß von 10.000 bis 100.000 Stück. Wie Apfelmark und Apfelfasern in „Rohr“-Form kommen, ist Geschäftsgeheimnis. Dafür verrät Neumann auf seiner Internetseite, daß Zitrone und Erdbeere als weitere Geschmacksrichtungen auf den Markt gebracht werden sollen. Der Geschmack der Trinkhalme gehe aber ohnehin in sehr geringen Mengen in das eigentliche Getränk über. Die Eatapple-Halme, können feucht oder trocken genossen werden. Das gute Gewissen hat aber noch einen heißen Preis: je nach Abnahmemenge zwischen16 und 99 Cent pro Stück. Aber dafür „schmecken sie lecker, sind gesund und vermeiden Müll“ – und sind sicher ein Gag auf jeder Hipster- oder Elitestudenten-Party.


 wisefood.de