© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/17 / 08. September 2017

Mariana Harder-Kühnel. Hessens AfD-Spitzenkandidatin sorgt für Aufmerksamkeit
Der Wirbelwind
Michael Paulwitz

Frauen, die was draufhaben, brauchen keine Quote. Gleich zweimal wurde Mariana Harder-Kühnel an die Spitze der hessischen AfD-Bundestagsliste gewählt. Während die Neuaufstellung der Landesliste wegen eines Formfehlers im Mai ein kräftiges Stühlerücken auf den vorderen Plätzen verursachte, wurde die erfolgreiche Rechtsanwältin aus dem Main-Kinzig-Kreis zwischen Frankfurt und Fulda auch im zweiten Anlauf auf Platz eins bestätigt.

Die Spitzenkandidatin ist die lebendige Widerlegung des Klischees vom „rückständigen“ Frauen- und Familienbild der Partei. Zwölf Jahre lang hatte die 43jährige dreifache Mutter aus Gelnhausen bei einem internationalen Beratungsunternehmen in Frankfurt und in einer Fachkanzlei gearbeitet, bevor sie 2015 in die Familien-Kanzlei eintrat. Sie werde „in der AfD als Mutter und Frau ebenso geschätzt wie als Juristin und Politikerin“, soviel zum Thema Rollenmuster. Für Harder-Kühnel „vertritt die AfD tief liberale Inhalte, ist die Partei der wahren Feministinnen“.

Und noch ein weiteres Klischee entkräftet der hessische Wirbelwind durch seinen Werdegang: Nämlich daß die „alte“ bürgerlich-freiheitliche AfD der wirtschaftsliberalen Euro-Kritiker durch Rechtsrutschereien verlorengegangen sei. Wie Bundestags-Spitzenkandidatin Alice Weidel ist Harder-Kühnel bereits kurz nach der Gründung 2013 in die Partei eingetreten, ist engagiert und ämtererprobt und kämpft unverdrossen gegen den Euro und den ausbeutenden Steuerstaat, der Eltern und Familien massiv benachteiligt. 

Familienpolitik ist ihr Fachgebiet; Frauen sollen „echte Wahlfreiheit“ haben und nicht vom Steuer- und Bevormundungsstaat in eine Richtung gezwungen werden. Klare Kante zeigt sie auch in der Frage, die die meisten Wähler bewegt: Grenzen dicht, unkontrollierte Zuwanderung beenden. Wer unberechtigt hier ist, muß gehen. Illiberal ist das für sie nicht: Sie will „die Freiheit und Sicherheit der Frauen und Mädchen in Deutschland bewahren“. Und Freiheit beginnt mit dem Aussprechen der Wahrheit.

Im Heimat-Wahlkreis 175 fordert Harder-Kühnel CDU-Generalsekretär Peter Tauber als Direktkandidatin heraus, mit dem sie einst in eine Klasse ging und dessen berufsabstinente Karriere als Politiker sie so beschreibt: „Vom Kreißsaal über den Hörsaal in den Plenarsaal.“ Beim Auftritt Taubers und der Kanzlerin in Gelnhausen führte sie zu beider sichtbarem Verdruß eine laute Gegendemo an. Angst vor „großen Tieren“ kann man also der werdenden Bundespolitikerin, die auch im Fernsehen eine gute Figur macht, nicht nachsagen.

Das piefige Biotop der Gendertanten und lebensuntüchtigen Sozialfunktionärinnen mit Dauerabo auf staatsfinanzierte Schlafposten, das sich auf den Bundestagsbänken so behaglich eingerichtet hat, darf sich nach dem Wahlsonntag schon mal auf ungemütlich belebende Konkurrenz einstellen.