© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/17 / 08. September 2017

CD-Kritik: Gustav Mahler – Das Lied von der Erde
Hörbar überfordert
Jens Knorr

Jede künstlerische Anstrengung ist begrüßenswert, aber ist jede auch wert, den „Dialog mit der Ewigkeit“ zu führen? Mit der Produktion von Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ in der Klavierfassung des Komponisten ist der Mezzosopranistin Alexandra von Roepke ein „besonderer Herzenswunsch in Erfüllung“ gegangen – allerdings sehr spät. 

Seit ihrer Erstveröffentlichung, 1987 als Supplementband der kritischen Gesamtausgabe, behauptet sich die Klavierfassung in Aufführungen und im Aufnahmestudio gegen die Symphonie als eigenständige Komposition. Doch macht sie auch, gleichsam mikroskopisch, unbarmherzig alle Schwächen der Interpretation hörbar, die sich nunmehr unter keinen Orchesterteppich kehren lassen.

Von Roepke singt intonationsunsicher, mit flackriger Stimme, kaum eine Legato-Phrase findet sich, die nicht durch angeschliffene und saure Töne verdorben wurde. Hörbar überfordert ist fernerhin der Tenor Peter Furlong, der permanent forcieren muß und seine Stimme gefährlich überbrustet. Christian Kälberer am Klavier, der auch Produzent dieser Einspielung ist, vermag über alle faule Expressionitis und Trillerei und willkürliche Verzerrung der Tempi musikalische Verläufe nicht transparent zu machen.

Von den bisherigen Einspielungen der Klavierfassung ist diese die unbefriedigendste.

Gustav Mahler Das Lied von der Erde Thorofon 2017 www.bella-musica-edition.de