© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/17 / 08. September 2017

Die Bundesliga in der Hosentasche dabei
Der Streamingdienst DAZN könnte das Sport-Fernsehen revolutionieren und setzt die klassischen Sender unter Druck
Christian Schreiber

Hunderttausende Fußball-Fans haben kostspielige Abonnements beim Bezahl-Sender Sky abgeschlossen, Millionen drängen sich Samstag für Samstag in den Kneipen deutscher Innenstädte, um die Bundesliga zu sehen. Seit dieser Saison überträgt Sky aber nicht mehr alle Spiele, hat mit Eurosport Konkurrenz bekommen. 

Nun drängt ein Anbieter auf den Markt, der das Sportfernsehen revolutionieren könnte. Der Macher hinter dem Konzept heißt James Rushton. Der 38jährige Brite mit Hornbrille und Dreitagebart ist Geschäftsführer der Sportmarketingfirma Perform und Chef von DAZN, einem Streamingdienst für Sportveranstaltungen. „Es ist eine Art Netflix für Sport“, sagt Rushton und erklärt gegenüber der Welt, wie man die Abkürzung ausspricht. „Da Zone“ soll der Dienst heißen. „Wir haben mit DAZN versucht, ein einfaches Wort mit vier Buchstaben zu kreieren, das international ist und sich auf alle Märkte übertragen läßt.“ 

DAZN bietet bereits jetzt eine breite Auswahl an Sportereignissen: neben Darts die Tennisspiele der ATP World Tour und des Davis Cups sowie Basketball, Baseball und Football der amerikanischen Profiligen. Für Fußball-Begeisterte dürfte das Highlight die Live-Übertragung der Premier-League Spiele, der Begegnungen der spanischen La Liga sowie der italienischen Serie A sein. Auch Frankreichs Ligue 1 wird gezeigt. Ab der nächsten Saison 2018/2019 überträgt die Plattform exklusiv in Deutschland auch Live-Spiele der Champions League – und hat dafür dem ZDF die Lizenzen abgejagt. Bereits seit Saisonstart zeigt der Sender eine 40minütige Zusammenfassung aller Bundesligaspiele. 

Nach einer kostenlosen Probephase von einem Monat kostet jeder weitere 9,99 Euro. Das Abo läßt sich monatlich kündigen. DAZN kann man über Spielekonsole oder via Fernseher mit Apple TV, Smart TVs oder mit der Streaming-Box Amazon Fire TV und dem Fire TV Stick ansehen. Für Smartphones und Tablets gibt es eine App für iOS und Android und auf dem Rechner kann das Programm mit nahezu jedem Browser empfangen werden. 

Rund 200 Millionen Euro soll das bisherige Rechte-Paket gekostet haben, für ein noch eher kleines Unternehmen eigentlich nicht zu stemmen. Doch Rushton hat einen finanzstarken Geldgeber: Leonard Blavatnik. Der Unternehmer, der in der Ukraine geboren und in Rußland aufgewachsen ist und inzwischen in den USA lebt, soll laut Forbes über ein Vermögen von rund 19,6 Milliarden Dollar verfügen. Über seine Beteiligungsgesellschaft Access Industries gehört ihm die Perform Group.