© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/17 / 15. September 2017

Blick in die Medien
Zum Schweigen gebracht
Tobias Dahlbrügge

Der österreichische Kabarettist Manfred Tisal ist als „EU-Bauer“ eine beliebte Figur beim Villacher Fasching. Für den ORF verfaßte er bis vor kurzem wöchentlich in dieser Rolle einen „KUHmentar“ zur aktuellen Lage oder über Gott und die Welt. Neben seiner Hörfunk-Kolumne trat er auch beim ORF-Frühschoppen auf – bis jetzt! Denn der öffentlich-rechtliche Sender hat ihn suspendiert, seine Sendung ist gestrichen.

Die Kündigung kam umgehend – zumindest bis zur österreichischen Nationalratswahl.

Was hatte Tisal verbrochen? Er hatte „gegen Flüchtlinge gehetzt“ – sprich, die staatlich verordnete „Willkommenskultur“ zu kritisieren gewagt. Auf seinem Facebook-Profil schrieb er, er sähe „tagtäglich von meinem Balkon Asylanten mit Adidas-Schuhen, Nike-Leiberln und Diesel-Jeans mit Smartphone und nagelneuen Bikes vorbeigehen“ und sinnierte: „Mich frißt ein bißchen der Neid. Nicht weil ich das nicht habe, sondern weil sie es gratis bekommen … vielleicht könnte ich mir das alles auch leisten, wenn ich keine Miete bezahlen müßte, mein Smartphone nicht vertragsgebunden kaufen müßte, wenn ich Körperpflegemittel, TV-Gebühr, Lebensmittel, das berufsbedingt notwendige Auto und Ausgaben für Frau und Kind nicht bezahlen müßte. Und alle Steuern und Abgaben natürlich.“

Wenn er das Wort „Flüchtlinge“ höre, denke er an seinen Vater, „der aus der Gefangenschaft in Rußland zu Fuß nach Villach zurückgekehrt ist, mit seinen Eltern das zerbombte Haus aufbauen und sich und seine Familie in der Nachkriegszeit mit einem Gehalt von 740 Schilling ernähren mußte“. Dennoch habe dieser mit „dafür gesorgt, daß wir einer sozialen Sicherheit entgegenblicken konnten. Einer sozialen Sicherheit, die uns jetzt weggenommen wird.“ 

Tisal fügte hinzu, er wolle deswegen nicht „ins populistische rechte Eck“ gestellt werden, denn es gehe „um eine Frage der Gerechtigkeit“, und die sei keine Frage von Partei oder Religion. Es half ihm nicht, die Kündigung kam umgehend – zumindest bis nach der österreichi-schen Nationalratswahl am 15. Oktober.