© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/17 / 15. September 2017

Umwelt
Feuerwerk im All
Tobias Albert

Ein Feuerwerk, das die Raumzeit erzittern läßt – das hat die Wissenschaft in Aufruhr versetzt. Der US-Observationsverbund Ligo hat offenbar die Gravitationswellen eines Gammastrahlenblitzes aufgespürt. Schon 2016 konnten die amerikanischen Astronomen Gravitationswellen messen, die von schwarzen Löchern ausgelöst wurden. Bereits dies war eine Sensation, die ihre neueste Entdeckung aber übertreffen dürfte. Ein Gammastrahlenblitz entsteht, wenn zwei Neutronensterne miteinander kollidieren. Diese Sterne sind schwerer als unsere Sonne, jedoch nur wenige Kilometer groß. Die Wucht dieses Aufpralls krümmt die Raumzeit, was Ligo als sogenannte Gravitationswelle erkennen kann. Zusätzlich wird energiereiche Strahlung ins All geschleudert, teilweise auch sichtbar: als Gammastrahlenblitz. Nun ist es Ligo wohl gelungen, die Gravitationswellen eines Gammastrahlenblitzes zu registrieren.

Zeigen sich Lücken in der Relativitätstheorie, die solche Gravitationswellen vorhergesagt hat?

J. Craig Wheeler heizte auf Twitter die Gerüchteküche an: „Neues von Ligo. Quelle mit optischem Gegenstück. Haut euch aus den Socken!“ Doch schnell entschuldigte sich der Astronom von der University of Texas, Ligo die prestigeträchtige Verkündung dieser Entdeckung „gestohlen“ zu haben. Für die Astronomie wäre sie ein Meilenstein, denn dann ließen sich Gravitationswellen mit herkömmlichen Teleskopen analysieren. Bisher ist dies nur mit aufwendig zu bauenden und störanfälligen Interferometern möglich. Die Beobachtung des kosmischen Feuerwerks würde helfen, Einsteins Relativitätstheorie zu testen, da diese die Gravitationswellen vorhersagt. Dann könnte Ligo dem Schweizer Teilchenbeschleuniger Cern (JF 30/17) Konkurrenz machen, das neue Mekka der Physik zu werden. Auch der Nobelpreis, der Ligo 2016 noch wegen zu spät veröffentlichter Meßergebnisse verwehrt wurde, dürfte bald in Sicht sein.