© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/17 / 22. September 2017

Frisch gepresst

Zwergstadt. Im Frühjahr 1667 verweigerten 65 Kappelner Familien ihrem Gerichts- und Grundherrn den Homagial-Eid, der sie zu Leibeignen gemacht hätte. Also siedelten sie sich unweit ihrer alten Heimat auf einer unbewohnten Insel in der Schlei an. So begann die Geschichte von Arnis, einem Gemeinwesen, das sich mit knapp 300 Einwohnern seit langem die „kleinste Stadt Deutschlands“ nennen darf. Zum 350jährigen Gründungsjubiläum legt der dort aufgewachsene Berliner Historiker Nicolaus Schmidt eine üppig illustrierte Chronik des Schiffer- und Fischerortes vor. Doch weit mehr: Gestützt auf neue Archivquellen, gründliche Literaturauswertung und reichlich „Oral History“ ist dem Autor ein so anspruchsvolles wie mustergültiges Stück Heimatkunde gelungen, das jeden Abschnitt der maritimen Regionalhistorie in den größeren Rahmen deutsch-dänischer Politik-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte spannt. Schmidt hebt an mit der Schilderung der Auswanderung von 1667 als Akt „antifeudalen Widerstands“ und behält über Jahrhunderte hinweg im Auge, wie Wohl und Wehe der „kleinen Leute“ des Ortes am seidenen Faden der „großen Politik“ hängen. (dg)

Nicolaus Schmidt: Arnis 1667–2017. Die kleinste Stadt Deutschlands. Wachholtz-Verlag, Kiel 2017, gebunden, 224 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro





Mobbing. Max Stein überlegt nur kurz. In der jetzigen Stellung verdiente er als Arzt für Krebsheilkunde nicht schlecht. Das Grundgehalt in der neuen Klinik wäre zwar ein Rückschritt. Vielleicht ließe es sich aber durch die Gewinnbeteiligung ausgleichen. „Scheiß drauf, wird schon schiefgehen“, sagt sich Max, gerade dabei, sich mit Frau und Kindern ein trautes Heim einzurichten. Als er die Hand einschlägt, grinst sein neuer Chef Hans Fetscher in sich hinein. Tatsächlich geht es schief. Schnell läßt Fetscher seine freundliche Maske fallen. Er provoziert, intrigiert, demütigt Stein von Tag zu Tag mehr. Ein Alptraum für den Familienvater, der zum Schluß sogar existenzgefährdend wird. Körperlich am Ende geht Stein in die Offensive. Klaus Meves’ lesenswertes Buch mit autobiographischen Zügen berührt ein brisantes Thema. Experten gehen davon aus, daß etwa eine Million Erwerbstätige in Deutschland Opfer von Mobbing sind. Der volkswirtschaftliche Schaden wird auf 25 Milliarden Euro geschätzt. (ctw)

Klaus Mewes: Saligia – Im Haus der Bruderschaft. Books on Demand, Norderstedt 2016, broschiert, 337 Seiten, 11,99 Euro