© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/17 / 29. September 2017

ThyssenKrupp und Tata Steel vereinbaren Fusion
Abgesang im Ruhrgebiet
Albrecht Rothacher

ThyssenKrupp, das verbliebene Herz der deutschen Schwerindustrie, soll an den indischen Konkurrenten Tata Steel verscherbelt werden. Nachdem der Konzern aus dem Ruhrgebiet sich mit einem brasilianischen Stahlwerk milliardenschwer verhoben hatte, waren eigentlich nur noch das Aufzug- und Rolltreppengeschäft profitabel. Denn auch das defizitäre ThyssenKrupp-Walzwerk in Alabama wurde 2013 von einem Joint-venture der Konkurrenten ArcelorMittal und Nippon Steel & Sumitomo Metal Corporation gekauft.

Die Abstoßung der deutschen Traditionssparte ist zum einen eine Reaktion auf die weltweiten Überkapazitäten, die die staatlich protegierte chinesische Stahlindustrie geschaffen hat. Hinzu kommt die Peinigung durch die Berliner Klimapolitik und ihre CO2-Vorgaben. Sollten die Grünen künftig mitregieren, werden weitere Stahlunternehmen Reißaus nehmen. Tausende Arbeitsplätze werden im Ruhrgebiet verschwinden, und die Zentrale wandert aus Steuergründen ab in die Niederlande. Die Mitbestimmungsrechte von Gewerkschaften und Belegschaft werden damit auch klammheimlich entsorgt. Angesichts des Wahlkampfes schrie Martin Schulz in Gelsenkirchen auf – es half der SPD nicht.Die Kanzlerin, der außer ihrer Macht alles egal ist, schweigt sich weiter aus: Industriepolitik, made in Germany. Ein Skandal. Mannesmann, Hoechst, AEG und Opel lassen grüßen.