© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/17 / 29. September 2017

Umwelt
Es brennt gewaltig
Tobias Albert

Ein Knall, dann Qualm und Feuer: Wieder ist ein Lithium-Handy-Akku explodiert, der diesmal ein Fachmarktzentrum in Weinheim östlich von Mannheim in Brand gesetzt hat. Verletzt wurde niemand, doch es wirft anläßlich der diesjährigen Automesse IAA die Frage auf, welche Gefahren lauern, sollte die „Elektro-Offensive“ tatsächlich nicht nur ein Marketing-Spruch sein. Laut Jürgen Ripperger vom Elektroverband VDE werden solche Explosionen oft durch Fehlverhalten der Verbraucher verursacht. Hoher Druck, extreme Temperaturen oder zuviel Feuchtigkeit sind Gefahrenherde, die durch falsche Lagerung und unvorsichtige Nutzung auftreten. Ripperger warnt davor, Ersatzteile zu bestellen, die nicht von der Ursprungsfirma stammen. Wer Akku oder Netzteil von einem anderen Hersteller nutzt, läuft Gefahr, daß „die Kommunikation zwischen Netzteil und Batterie nicht funktioniert“ – mit fatalen Folgen.

Verunglückte E-Autos durch ihre Restladung eine unterschätzte Gefahr für Rettungskräfte.

Auch Premiumfirmen unterlaufen Akku-Fehler: 2016 brachte das Galaxy Note 7 Samsung einen milliardenteuren Produktrückruf ein. Solche Mängel werden natürlich auch in Zukunft auftreten, jedoch mit drastischeren Konsequenzen, da solche Akkus auch in Elektroautos stecken – mit derselben Lithium-Ionen-Technologie. Schon ein defekter Fahrrad-Akku reichte im Februar aus, um einen Parkhausband in Hannover mit 500.000 Euro Sachschaden auszulösen. Da ist es wenig beruhigend, daß die Schweizer Arbeitsrechtskommission Ekas festgestellt hat, daß verunglückte E-Autos durch ihre Restladung sogar eine Gefahr für die Rettungskräfte darstellen. Hoffnung macht indes die Entdeckung der Drexel University in Philadelphia: Winzige Diamantkörner in den Elektrolyten der Lithium-Ionen-Akkus sollen die Explosionsgefahr stark verringern. Dennoch bleibt die berechtigte Sorge, daß im E-Auto-Wahn die Gefahren dieser Technologie sträflich unterschätzt werden.