© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/17 / 29. September 2017

Leserbriefe

Zu „Eine historische Zäsur“ von Dieter Stein, JF 39/17

Vorsicht vor Übermut

Der Einzug der AfD in den Bundestag mit einem starken Ergebnis ist ein politisches Erdbeben, das unser nach links verschobenes deutsches Parteiensystem tief erschüttert. Endlich ein rechts-demokratisches Gegengewicht im Bundestag zu den Linksparteien und zur entkernten Merkel-CDU, die bis auf wenige Alibi-Reste kaum noch konservative Substanz hat! Die AfD muß die Bundestagsbühne klug nutzen. Widerstand gegen die weitere Zentralisierung der EU und Abschaffung des Nationalstaates, gegen die unkontrollierte Einwanderung, gegen den politischen Islam, gegen PC-Sprachverbote, Gender-Umerziehung und die Ausquetschung des Mittelstandes im Nanny-Staat ist dringend geboten. 

Die AfD muß aber höllisch aufpassen, daß ihrem aktuellen Triumph, dem Höhenflug nicht wieder ein Absturz folgt. Die Partei ist in mindestens drei Punkten fragil und verletzlich. Erstens, die innere Zerstrittenheit: Der dominante rechte Flügel darf nicht ehemalige Petry-Anhänger an den Rand drängen. Das Wegbrechen von Abgeordneten des gemäßigten Flügels, auf den manche Medien schon spekulieren, muß unbedingt vermieden werden! Alice Weidel muß versuchen, Brücken zu bauen. Zweiter Punkt: die Angriffe von außen. Bislang haben die hysterisch-panischen Attacken der Altparteien der AfD nicht oder nur wenig geschadet. Ihr Versuch der Stigmatisierung war nicht so erfolgreich wie erwartet, doch hat man der AfD leider schon einigen Schwefelgeruch angehängt, daß sich viele in der Öffentlichkeit nicht mehr zu ihr zu bekennen trauen. Eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz, die schneller als man denkt beginnen könnte, würde hochgradig stigmatisierend wirken und wohl Tausende von AfD-Mitgliedern, namentlich alle Beamten, Polizisten, Soldaten und viele Bürgerliche zum Austritt zwingen. Dessen sollten sich alle bewußt sein (etwa Höcke), die von bräunlichen Provokationen und verbalen Entgleisungen nicht lassen können, die den Vorwand für eine VS-Beobachtung geben könnten. Und drittens: Nötig ist solide, fachlich-sachliche Parlamentsarbeit. Die AfD kann die Altparteien im Bundestag nur dann das Fürchten lehren, wenn ihre Abgeordneten sich äußerst fleißig, mit seriöser Angriffslust, aber auch fachlich durchdachten Anträgen und Anfragen im Parlament einbringen. Oppositionelle scharfe Sacharbeit, wie sie die Fraktionen in Berlin, in Sachsen, Rheinland-Pfalz und anderswo liefern, wird vom Bürger geschätzt, reines Protestgeschrei kann sich abnutzen. Die AfD hat mit dem Bundestagseinzug einen Triumph geschafft – aber sie kann, wenn sie zu viele Fehler macht und die inneren Brüche nicht kittet, nach vier Jahren auch wieder rausfliegen. Vor ihr liegt ein langer, mühevoller Weg. Opfergeist und Mut, vor allem aber Klugheit, Professionalität und Selbstbeherrschung sind nötig.

Dr. Peter Müller, Frankfurt am Main




Endlich Herzogs Ruck ausgelöst

Mit dem Einzug der AfD in den Bundestag wird der Ton rauher. Doch entgegen den Unterstellungen der Altmedien geht es den Wählern der AfD darum, jenen Ruck Herzogs endlich auszulösen, der die Gesellschaft im Niveau wieder hebt, ihre kulturellen Wurzeln pflegt, das Recht achtet und Deutschland im europäischen Konzert wieder politikfähig macht.

Claus-Georg Pleyer, Zirndorf




Merkel-Union ohne Charakter

Der Wahlabend war eine freudige Überraschung, jetzt heißt es frei nach Heinrich Heine: Denk’ ich an Deutschland in der Nacht, werd’ ich nicht um den Schlaf gebracht. Die AfD als Wahlgewinnerin und Oppositionspartei wird im Parlament den Finger in die Wunde legen und Frau Merkel gehörig den Marsch blasen. Auf das Aufheulen bei diesen Parteien, Medien und Verbänden freue ich mich schon heute! Wenn Merkel und diese Union Charakter hätten, wäre ein Rücktritt dieser Frau die logische Konsequenz nach diesem desaströsen Wahlergebnis. Die Abstrafung durch den Wähler für diese chaotischen vier Regierungsjahre hätte noch höher ausfallen müssen.

Volker Krause, Arnsberg





Zu: „Unser zerrissenes Land“ von Thorsten Hinz, JF 39/17

Gaucks Erbe: Dunkeldeutschland

Hierzu habe ich ein eigenes Erlebnis beizusteuern. Anfang September 2017 war ich zu einem Vortrag in Jena bei den Jenenser Schlesiern. Eine Dame erzählte mir dort, sie sei im Sommer in der Lüneburger Heide im Urlaub gewesen und habe sich an der Rezeption im Hotel angemeldet. Die Rezeptionistin sagte daraufhin zu ihrer Kollegin: „Ach, schon wieder jemand aus Dunkeldeutschland.“ Das ist doch unerhört! Da hat der „Erfinder“ des Wortes „Dunkeldeutschland“ ja eine tolle Arbeit abgeliefert – die Diskriminierung von Menschen aus Mitteldeutschland. Diese ältere Dame wußte noch nicht einmal, was es damit auf sich hatte, sie fühlte sich jedoch unwohl angesprochen. 

„Danke“, Herr Gauck, für die Diskriminierung unserer Mitbürger in Mitteldeutschland und „danke“, Frau Merkel, für die neue Teilung unseres Vaterlandes!

Christiane Webert, Herzogenaurach






Zu: „Die männliche Herrschaft brechen“, JF 39/17

Unangenehme Wahrheit

Diese Form von „Geschlechterforschung“ hat an wissenschaftlichen Hochschulen die gleiche Existenzberechtigung wie zum Beispiel Astrologie. Wer die mittlerweile identifizierten 1.599 genetischen Unterschiede zwischen Mann und Frau als „männlich biologistisch“ ignoriert und eine Befassung damit rundweg ablehnt, hat sich als Wissenschaftler(in) disqualifiziert. Ein 2010 gezeigter Film des norwegischen Soziologen und Komikers Harald Eia hat die Grundannahmen der Gendertheorie so überzeugend als haltlos dargestellt, daß 2012 das staatliche norwegische Jahresbudget von 56 Millionen Euro für „Genderforschung“ wegen evidenter Unwissenschaftlichkeit gestrichen wurde. Was übrigens die Bekämpferinnen der „Sozialfigur des weißen Mannes“ nicht einmal begriffen haben, ist die unangenehme Wahrheit, daß sie ohne die Schöpfungen des „Weißen Mannes“ weder Zeit noch Mittel, noch überhaupt die Begriffe besäßen, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen. In Wirklichkeit ist „Gender Mainstreaming“ eine Agenda zur gesellschaftlichen Umerziehung zugunsten von Frauen und geht insofern weit über die berechtigte Forderung nach Gleichstellung von Mann und Frau hinaus. Angestrebt wird eine Willkürherrschaft.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Althoff, St. Wendel






Zu: „Pankraz, Machiavelli und die ratlosen Kunden“, JF 39/17

Guter Rat ist (viel zu) teuer

In der Tat, Ratlosigkeit befällt mich. Das zeigt die Vergeblichkeit meiner zahlreichen, sich wiederholenden Wutanfälle, meiner nutzlosen Beschwerden bei Händlern und Herstellern. Resignation wäre angemessener. Oft begreifen diejenigen, bei denen ich mich beschwere, gar nicht, was ich eigentlich von ihnen will. Und die meisten der betrogenen unkundigen Kunden merken nicht, daß man sie bescheißt, sie kennen es nicht anders. Man hat die nachwachsenden Generationen ganz allmählich an Technoschrott, an minderwertige Nahrungsmittel, an Putzlumpenhüllen gewöhnt. Ist man bereit, für (vermeintliche) Qualität mehr auszugeben, so stellt man ernüchtert fest, daß man sich lediglich um einen größeren Betrag hat betrügen lassen.

Werner Ocker, Schneverdingen






Zu: „Rechtsstaatspartei“ von Dieter Stein, JF 37/17

Den Türkischen Marsch blasen

Wenn Frau Özoguz, Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, bekundet, sie könne außer der deutschen Sprache keine deutsche Kultur „identifizieren“, ist dies die eigentliche Unverschämtheit – gegenüber allen Deutschen, ja allen Gebildeten. Hierauf gab es bezeichnenderweise keinerlei Aufschrei, wir haben die Aussage in politisch-korrekter Konformität hingenommen. Auch der Bundespräsident hat sich nicht gerührt, dessen Aufgabe es eigentlich wäre, sein Land gegen derartige Angriffe zu verteidigen. Doch bei Gaulands Replik ist der Aufschrei gewaltig. Offenbar hat er den Nagel auf den Kopf getroffen, tragen doch Leute mit Migrationshintergrund oft einen Heiligenschein und genießen Sonderrechte. Offenbar hat Integrationsbeauftragte Özoguz noch nie Mozarts „Türkischen Marsch“ gehört. Sonst könnte die Dame nicht solche Dummheit verzapfen.

Klaus Volk, Montalba le Chateau/Frankreich






Zu: „‘Verdienstvolle Arbeit’“ von Christian Vollradt, JF 37/17

Falsche Gefahrenanalyse

Was ist gefährlicher für unseren Staat? Bürgerkriegsähnliche Angriffe und Straftaten von „Aktivisten“, wie in Hamburg, oder strafbewehrte Verbaldelikte von „Nazis“? Betoniert von der staatsmedialen Monokultur gegen die öffentliche Meinung wird ersteres systematisch verharmlost, letzeres aufgebauscht. Ein Bund linksextremistischer Organisationen verteilt unter sich unkontrolliert jährlich 100 Millionen Euro allein aus dem Familienministerium für den „Kampf gegen Rechts“, wobei unter „Rechts“ alles nicht extrem Linke fällt. 

Mit diesen Mitteln wird massive Gewalt finanziert, wie unlängst in Hamburg, gern unter der Tarnbezeichnung „Aufstehen gegen Rassismus“, mit militanten Stoßtrupps der „Interventionistischen Linken“ (IL) und der Antifa, durch ungestörte Gewaltaufrufe von Indymedia, der Amadeu-Antonio-Stiftung und über 200 weiteren linken Gruppierungen. Es ist ein Unding, daß diese staatliche Förderung für Verbrechen weiterläuft, inklusive systematischer Übungen, wie man eine Polizeikette durchsickert oder durchbricht.

Dr. med. Dietrich Hahn, Bielefeld






Zu: „‘Die Arbeit geht uns nicht aus’“ von Christian Schreiber, JF 37/17

Maximal 15 Prozent Gymnasium

Der Fachkräftemangel resultiert nicht aus einer zu niedrigen Geburtenrate, sondern daraus, daß fast die Hälfte eines Jahrgangs das Gymnasium besucht und anschließend einen mehr oder weniger exotischen Studiengang belegt, anstatt einen ehrlichen handwerklichen Beruf zu erlernen. Das Gymnasium sollte wieder die Schule der besten fünf bis 15 Prozent der Schüler eines Jahrgangs werden, dann hätten wir auch nicht mehr mit einer Psychologenschwemme zu kämpfen, die sich die tollsten neuesten Krankheiten ausdenken muß wie Hyperaktivität oder Burnout.

Klaus Buchwald, Augsburg






Zu: „Eine Brücke bauen“ von Stefan Scheil, JF 36/17 & „Fern jeder Realpolitik“ von Bruno Bandulet, JF 35/17

Polens Argumente ziehen nicht

Ehemals Chefredakteur der Kulturpolitischen Korrespondenz, dem Pressedienst der „Stiftung ostdeutscher Kulturrat“ in Bonn, möchte ich einige ergänzende Anmerkungen machen, insbesondere zum Beitrag von Bruno Bandulet, wobei ich an den Satz anknüpfe: „Das Ausmaß der Begehrlichkeiten steht im umgekehrten Verhältnis zu den Geschichtskenntnissen.“ 

Zur Erinnerung: Polen als Staat existierte zwischen 1795 und 1918 nicht, das Gebiet war auf Preußen, Rußland und Österreich-Ungarn aufgeteilt. 1920, zwei Jahre nach der Neugründung Polens, gelang es Marschall Józef Pilsudski (1867–1935), die „Rote Armee“ an der Weichsel vernichtend zu schlagen und Teile Litauens, Weißrußlands und der Ukraine mit starken polnischen Minderheiten dem polnischen Staat einzuverleiben. Das alles wurde durch den Friedensvertrag von Riga 1921 fixiert. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg okkupierte Stalin die polnischen Eroberungen und argumentierte, Polen müsse für seine Gebietsverluste auf Kosten des besiegten Deutschlands entschädigt werden. So wurden Schlesien, Ost-Brandenburg, Hinterpommern und das südliche Ostpreußen als „urpolnische Gebiete“ dem polnischen Nachkriegsstaat angegliedert. 

Die bis heute bemühte Argumentation, Polen hätte seine aus Ostpolen vertriebenen Landsleute unterbringen müssen, zieht nicht. Denn in den „wiedergewonnenen Westgebieten“ lebten rund acht Millionen Deutsche, in den ostpolnischen Gebieten lediglich zwei Millionen Polen. Wie sonst hätten die polnischen Kommunisten nach 1945 in Zentralpolen dafür werben müssen, die neuen Gebiete zu besiedeln! Der polnische Nachkriegsstaat ohne die deutschen Gebiete hatte den gleichen Umfang wie Polen 1918, also war es unnötig, auf deutsche Gebiete zuzugreifen. Außerdem hat Polen, mit Rückendeckung Stalins, die im Sommer 1945 in Potsdam beschlossenen Vereinbarungen gebrochen, indem es die Hafenstadt Stettin, die bekanntlich westlich der Oder liegt, samt Hinterland okkupierte. – Das alles zu wissen und öffentlich zu erwähnen, macht einen heute nicht gerade beliebt, aber so war es!

Dr. Jörg Bernhard Bilke, Coburg




Furcht vor Hitler war begründet

Die Ausführungen Scheils berichten über die 1935 begonnenen Verhandlungen zwischen der Reichsregierung Deutschlands und der Regierung Polens und enden mit dem Vertrag Polens mit England am 31. März 1939. Doch was bewog Polen, bei den Westmächten Unterstützung gegen Hitler zu suchen? Ganz offensichtlich waren es die vorausgegangenen Unternehmungen Hitlers in den Vorjahren gewesen, welche die Polen zu ihrem Beistandspakt veranlaßten: die als „Anschluß“ deklarierte Annexion Österreichs im März 1938 sowie die von deutscher Seite befeuerte Sudetenkrise mit der anschließenden Besetzung der restlichen Tschechoslowakei durch die Wehrmacht im März 1939. Am 1. September 1939 war ich 12 Jahre alt gewesen und hatte den damaligen Beteuerungen Hitlers noch geglaubt, er sei von den anderen Mächten zum Krieg gezwungen worden.

Reiner Cornelius, Mainhardt