© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/17 / 29. September 2017

Ist mein Hund Rassist?
Kinderbücher fördern zunehmend dem politisch korrekten Zeitgeist
Verena Rosenkranz

Stellen wir uns eine beliebige Berliner Familie am Sonntag nachmittag vor, wie sie einen Ausflug auf den Spielplatz in Prenzlauer Berg macht. Die Kinder sind ganz aufgeregt, packen die große Picknicktasche und warten bis Mama und Papa endlich soweit sind. Der Hund steht schon mit der Leine im Maul an der Türschwelle. Es steht ein Treffen mit einigen befreundeten Familien an. Alles in allem scheint das ein richtig entspannter Tag zu werden. Doch die idyllische Ruhe hält nicht lange. Eines der Kinder fällt in eine Wasserpfütze, das andere stürzt vom Klettergerüst und der Hund bekommt plötzlich gegenüber einem dunkelhäutigen Spielgefährten einen rassistischen Anfall. 

Die Eltern sind schockiert

Moment mal. Wie bitte? Als ob das nicht ein allgegenwärtiges Problem wäre. Noch nie etwas von rassistischen Hunden gehört? Wie ewiggestrig! Dabei hat die französische Musikerin und Schriftstellerin „Audren“ doch unlängst ein Kinderbuch herausgegeben, das schon den Kleinsten erklärt, daß auch der beste Freund des Menschen ein Rassismusproblem haben kann. In ihrem Pamphlet „Mein Hund ist Rassist“ für Kinder ab acht Jahren erklärt sie den jungen Lesern, daß das Knurren und Bellen eines kleinen weißen Hundes gegenüber ausländisch aussehenden Menschen blanken Fremdenhaß darstelle. 

In dem achtzigseitigen Büchlein erkennt der Nachbarjunge des zehnjährigen Maël, daß dessen Gefährte Mizie ein lupenreiner Rassist ist. „Maël und seine Eltern sind schockiert, dann beschämt und empört.“ Das mit dem „Prix jeunesse des libraires du Quebec“ ausgezeichnete und mittlerweile in Deutsch erschienene Werk wirft aber noch tiefergehende Fragen auf: „Darf der Junge seinen Hund jetzt eigentlich noch lieben? Kann man es sich abgewöhnen, rassistisch zu sein? Und wie kann man seinen Schulkameraden erklären, daß nur der eigene Hund, nicht aber man selber Rassist ist?“

Ins Visier geraten nun Disneyfilme

Ausgestattet mit diesem moralischen Rüstzeug, können die Kinder unserer Berliner Vorzeigefamilie die brenzlige Situation schnell entschärfen. Denn daß in der Nachbarschaft jeder willkommen ist, haben sie dank anderer Publikationen für die Kleinen bereits verinnerlicht. 

In „Alle da!“ klären die Nanny-Autorinnen Anja Tuckermann und Tine Schulz nämlich über wichtige Themen auf, wie etwa Multikulti oder Flüchtlinge. „Es geht um Migration, um Krieg, Armut, Flucht und Asyl und um das Teilen. Letztendlich besteht die Einsicht: Wir sind alle irgendwann einmal von woanders hergekommen und leben jetzt alle hier.“ Das Resümee fällt wenig überraschend aus: Alle Zuwanderer sind ein enormer Gewinn und die höchste Form der Bereicherung.

Sich derart souverän in der politisch korrekten Gesellschaftsdiplomatie bewährt, darf der Nachwuchs abends endlich einmal Kind sein und einen pädagogisch wertvollen Zeichentrickfilm schauen. Wie wäre es mit „Ariel dem Meerjungmann“ oder „Petra Pan“? So oder so ähnlich dürften die bekannten Disney-Helden Peter Pan und Arielle heißen, wenn es nach Brian Smith ginge. Der Grafiker aus New York zeichnet berühmte Zeichentrickfiguren im Transgenderformat. Erreichen möchte er damit, daß die Produzenten Filme nicht mehr so gestalten, wie es die größtmögliche Abnehmergruppe – also Frauen, Männer und ihre Kinder – wünscht, sondern wie es die „LGBTQ-Community“ möchte. Smith wirft damit die Frage auf: „Was, wenn die wichtigsten und berühmtesten Disney-Geschichten die Geschichten von Transgender wären?“ Dann wäre das amerikanische Erfolgsunternehmen heute vermutlich pleite.