© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/17 / 06. Oktober 2017

Aufgeschnappt
Frauen im Schutzraum
Matthias Bäkermann

Das Passauer Stadtkino ist jetzt ab und an ein „geschützter Raum“. Ende September fand dort die erste Filmvorführung nur für Frauen statt und wird in der Passauer Neuen Presse als „großer Erfolg“ gelobt. 50 Besucherinnen, die meisten stammen aus der muslimschen Welt, kamen mit ihren Kindern und gaben sich ungestört von XY-Chromosomenträgern dem cineastischen Vergnügen hin.

Was nach gewohnter Feminismusfolklore klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als das genaue Gegenteil. Wie die Kino-Initiatorin Marie Theres Kroetz-Relin freimütig bekennt, war der Grund ein anderer. Die ehrenamtliche Betreuerin einer Klasse von Asylbewerberinnen wollte nämlich zuvor zum Schuljahresabschluß mit ihren Schützlingen ins Kino gehen. Doch nur wenige kamen. Grund ist die strenge Regel in Ländern wie Afghanistan, die es Frauen nicht gestattet, sich mit fremden Männern in geschlossenen Räumen aufzuhalten. Angeregt von einem Frauenkino in Kabul hat Kroetz-Relin dieses „Vorbild“ kurzerhand nach Niederbayern adaptiert. Da auch deutsche Frauen willkommen sind, feiert die 51jährige ihre Idee sogar als künftiges „Miteinander der Kulturen“. Die zufriedenen afghanischen Ehemänner jedenfalls dürften nun ihr archaisches Weltbild bestätigt wissen.