© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/17 / 13. Oktober 2017

Rosenkranz-Demonstrationen in Polen
Gefahr lehrt beten
Wolfgang Ockenfels

Den Rosenkranz zu beten ist für traditionelle Katholiken nicht unüblich. Besonders in Zeiten von Not und Gefahr gilt Maria als mächtige Fürsprecherin bei Gott. Polen hat des öfteren solche Zeiten erlebt. Und als Nation überlebt – mit der katholischen Kirche im Rücken. Am 7. Oktober haben sich fromme Polen zu Hunderttausenden an den Grenzen ihres Landes rosenkranzbetend versammelt. Das Datum war nicht zufällig gewählt. Es ist das liturgische Datum des Gedenktags „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“, den die Kirche offiziell „zur Erinnerung an den Seesieg über die Osmanen bei Lepanto 1571“ festgelegt hat. Übrigens wird auch der Tag des Sieges über die Türken bei Wien (1683) gottesdienstlich im Fest „Mariä Namen“ gefeiert. 

Die demonstrative Gebetsaktion an den Grenzen war freilich nicht unmittelbar politisch, sondern als Gebet für den „Weltfrieden“ gedacht, dennoch läßt sich dieses allgemeine Anliegen natürlich auch politisch deuten. Und zwar durch den aktuellen Kontext einer islamischen Bedrohung, die eine lange Vorgeschichte hat. Es gibt Gefährdungen, die notorisch drohen. Und es gibt Grenzen der Nation und Europas, deren Verteidigung auch christlich geboten ist. Gefahr lehrt beten.






Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels ist Publizist und Professor für christliche Sozialethik an der Theologischen Fakultät Trier.