© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/17 / 13. Oktober 2017

Umwelt
Elektrisch in die Pleite
Jörg Fischer

Für manche ist die Sharing Economy das nächste große Ding: Warum ein Auto kaufen, das die meiste Zeit nur rumsteht? Und dennoch „immer spontan einsteigen und losfahren“ – und das „mit der emissionsärmsten Flotte Berlins“? Dies versprach Citroën Multicity Carsharing. Aber daß Räder rollen müssen, wußten die Berliner schon vor 75 Jahren. Doch statt in die Gewinnzone fuhr das deutsche Töchterlein von PSA (Peugeot, Opel) in die Pleite. Daher sagen die Franzosen am 29. Oktober adieu. Die zu wenigen treuen Kunden werden auf die Mobilitäts-App Free2Move verwiesen, die Kurzzeitmieten von Drive by, Ubeeqo und Coup eScooter vermittelt.

Als Drittwagen für Einfamilienhausbesitzer ist der C-Zero durchaus eine Überlegung wert.

28 Cent pro Minute Fahrtzeit in einem spartanischen Citroën C1 – oder lieber eine schicke Mercedes-A-Klasse ab 31 Cent oder gar ein bequemer GLA ab 34 Cent bei Car2go, um SUV-Hasser zu ärgern? Besserverdiener ordern ohnehin eine E-Klasse mit Chauffeur (aka Taxi). Doch den Fangschuß versetzte dem Projekt der Citroën C-Zero, der baugleich auch als Peugeot iOn und Mitsubishi i-MiEV Privatkunden abschreckt. Bei Grünen-Gläubigen waren die 400 Elektro-Kleinstwagen durchaus beliebt, doch wo sollten deren durstige Akkus Strom tanken? Vielleicht an einer der wenigen, oft zugeparkten Ladesäulen, und dann mit dem Diesel-Bus weiter? Doch auch der voriges Jahr erfolgte Ersatz von 100 C-Zero durch C1-Benziner konnte nicht verhindern, daß PSA den Stecker zog. Und was passiert jetzt mit dem betriebswirtschaftlichen Elektroschrott, der bei Hitze und Kälte keine 100 Kilometer weit kommt? Die Autos gingen in den Verkauf, gestand Multicity-Manager Björn Hornemann dem Tagesspiegel. Free2Move wollte die keine fünf Jahre alten C-Zero nicht – als Drittwagen für Einfamilienhausbesitzer sind sie aber durchaus eine Überlegung wert.