© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/17 / 13. Oktober 2017

Aufgeschnappt
Pornos mit Sozi-Siegel
Matthias Bäkermann

Das Thema Gerechtigkeit allein reicht nicht. Spätestens seit dem 24. September ist diese Erkenntnis bis ins Willy-Brandt-Haus vorgedrungen. Selbst späte Wahlkampfschlenker zu den ganz heißen Eisen „Pflegeversicherung“ oder „Digitales“ vermochten das Desaster für jenen, den „alle Martin rufen sollen“, nicht aufzuhalten.

Gott und Lassalle sei Dank gibt es aber noch den Parteinachwuchs, der nun dem trägen SPD-Vorstand Beine macht: Wie der Berliner Kurier meldet, haben die Jusos in der Hauptstadt ein Thema entdeckt, das Deutschland zukunftsfest macht und Wähler zurückgewinnt: Filmförderung für Pornos. Das beschloß vergangenen Sonntag ihre Landesdelegiertenkonferenz. Mit Staatsknete sollen künftig Sexfilme finanziell ausgestattet werden, und diese dann – wo auch sonst – in den Mediatheken der Staatsmedien ARD und ZDF abrufbar sein, damit deren Grundversorgung endlich komplett ist. An eine Bedingung knüpfen die Jusos aber den Sexdreh: Es sollen „feministische Pornos“ sein, nicht der übliche Schweinkram ohne kritische Reflexion der Beischläfer. Zudem müßten die Darsteller die „Vielfalt an Körperformen, Geschlechtern, ethnischer Herkunft und Sexualpraktiken widerspiegeln“, damit diese Filmchen in der Juso-Diversity-Zukunft unangreifbar bleiben.