© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/17 / 13. Oktober 2017

Grüße aus Haifa
Reise nach Jerusalem
Mathias Pellack

Bei der Reise nach Jerusalem geht es darum, schneller einen der zu wenigen freien Plätze zu bekommen als die Mitspieler. Bei unserer Reise nach Haifa in Nordisrael waren wir schnell genug, um eine der wenigen und sehr stark nachgefragten Führungen durch die Hängenden Gärten der Bahai mitmachen zu dürfen. Die Führungen sind kostenlos, doch darf man die Gärten nicht unbeaufsichtigt betreten. Diese grüne Oase macht durch ihre schiere Größe und Hanglage in der ganzen Stadt für sich Werbung. Viele sind wohl auch nur ihretwegen in die Stadt der Arbeit gekommen.Ein israelisches Sprichwort sagt: In Jerusalem wird gebetet, in Tel Aviv gefeiert und in Haifa gearbeitet. 

Der große Militär- und Containerhafen dominiert die Stadt, die touristisch neben den Gärten nicht viel mehr zu bieten hat, als noch eine kleine deutsche Kolonie, von der ein paar Häuser mit Inschriften auf deutsch von 1890 erhalten sind.

Die Bahai bauten einen prächtigen Garten, der vom Meer bis zur Spitze des Berges reicht.

 Haifa liegt am Karmelgebirge, dem Ort, wo der Heiligen Schrift nach der Prophet Elijah den Bund der Menschen mit Gott erneuert hat. Deshalb erbauten die Bahai hier ihren prächtigen Garten, der nach dem Stifter der Religion vom Meer bis zur Spitze des Berges reichen sollte.

Die Führungen durch den und die Instandhaltung des für die Region unglaublich prächtgigen Gartens werden von den Bahai nur aus Spenden der Anhänger bezahlt und von Ortsansässigen durchgeführt, da die Religion verbietet, daß ihre Anhänger im bereits von den drei monotheistischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – umkämpften Heiligen Land wohnen. So ist Israel das einzige Land der Erde, in dem keine Bahai leben. Bei der Reise nach Jerusalem verzichten diese also freiwillig auf einen Platz. Wenn man so will: Sie spielen nicht mit.

Der komplette Gegensatz dazu ist die Heilige Stadt Jerusalem selbst. Hier kommen alle zusammen. Die selbsterklärte Stadt des Friedens – das arabische SaLaM und das hebräische ShaLoM bedeuten beide Frieden und haben dieselbe Wurzel wie Jeru-SaLeM – ist alles andere als friedlich. Der orientalische Trubel wird wenigstens am Tempelberg – der heiligsten Stätte der Juden und drittheiligsten der Moslems – von vielen schwerbewaffneten Polizisten geschützt. Im Rest der Stadt ist die Polizeipräsenz nicht dauerhaft spürbar. Doch die Massen an Touristen und Pilgern lassen auch ohne Autoverkehr in der Altstadt keine Ruhe aufkommen.