© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/17 / 13. Oktober 2017

Frisch gepresst

Immer Online. Je nach Studie sind Mobilfunk-Besitzer, abhängig vom Alter, zwischen zwei und mehr als vier Stunden mit ihrem Smartphone beschäftigt; sie telefonieren, fotografieren und surfen im Internet, tauschen sich in sozialen Netzwerken aus, hören Musik, schauen Videos oder vertreiben sich die Zeit mit Online-Spielen. Vor den Risiken und Nebenwirkungen dieses immer mehr um sich greifenden digitalen Lebens, zu dem auch Computer, Laptop und Tablet gehören, warnt der Psychologe und Hochschullehrer Manfred Spitzer bereits seit Jahren. Jetzt liegt sein 2015 erschienener Bestseller „Cyberkrank!“ in einer preiswerten Taschenbuchausgabe vor. Spitzer (59) sorgt sich vor allem um Kinder und Jugendliche. Gut begründet warnt er vor einem übermäßigen Medienkonsum, der süchtig machen und gleichermaßen psychische wie physische Folgeerscheinungen nach sich ziehen könne. Dazu zählt er unter anderem Aufmerksamkeitsdefizite, Schlafstörungen, Bewegungsmangel, Gedächtniseinbußen, schlimmstenfalls Depressionen. Spitzers Gegenmittel mag banal klingen, dürfte für viele aber eine Herausforderung darstellen: Öfter mal bewußt offline bleiben. (tha)

Manfred Spitzer: Cyberkrank! Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert. Droemer Verlag, München 2017, broschiert, 432 Seiten, 12,99 Euro





Böse Lehrer. Wenn Eltern den Spieß einmal umdrehen und Noten für Lehrer vergeben könnten, sähe es für die Pädagogen nicht gut aus, gar vernichtend, wenn es nach Anna Croon ginge. Die Mutter klagt an: Schluß mit Lehrern, die zwei Monate nach Schulbeginn die Namen ihrer Schüler nicht kennen; die mit jedem Schuljahr weniger Lust an ihrem Beruf haben – und die Schüler das spüren lassen. Das Umdenken, fordert die Literaturwissenschaftlerin, müsse unter den Lehrern beginnen. Andere Typen müßten für den Beruf gewonnen werden. Denn zu oft bildeten den Durchschnitt im Lehrerkollegium „die Ausgebrannten, die Arbeitsscheuen, die Überforderten, die Choleriker und die Trantüten“. Lebhaft schildert Croon Erlebnisse mit den Lehrern ihrer Kinder in Bayern. Wer Kinder im schulpflichtigen Alter hat, findet sich in vielen Anekdoten wieder. Daß Croons beschriebene Phänomene oft Folge politischen Versagens oder gescheiterter Sozial-Experimente sind, unterschlägt das Buch leider. Für eine Eins reicht es deshalb nicht. (ls)

Anna Croon: Das Anti-Lehrer-Buch. Eine Mutter setzt sich zur Wehr. Riva Verlag, München 2017, broschiert, 208 Seiten, 14,99 Euro