© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/17 / 20. Oktober 2017

Lesereinspruch

Kolumbus mitschuldig

Zu: „Auch nur ein böser Kolonialist“ von Elliot Neaman (JF 41/17)

Ob man die Landung des Kolumbus vor dem amerikanischen Kontinent 1492 bejubelt oder nicht, dürfte davon abhängen, ob man Weißer oder Nicht-Weißer ist. Es ist wie nach Kriegen: Die Sieger schreiben die Geschichtsbücher und bestimmen, wer auf der „richtigen“ Seite war. Gewiß war Kolumbus nicht allein oder ursächlich „schuld“ an Sklaverei und Ausrottung der Eingeborenen, aber er brachte den Stein ins Rollen, was sicherlich jemand anders später getan hätte, wenn Kolumbus die „Neue Welt“ nicht zufällig gefunden hätte. Jedoch bezweifle ich erheblich, „daß der Kolumbus-Tag in ganz Lateinamerika tatsächlich voller Stolz gefeiert wird, weil er den Beginn der lateinamerikanischen Identitätsbildung markiert“, wie Professor Neaman behauptet. Vor der Massenmigration nach Mittel- und Westeuropa warnte Viktor Orbán: „In dieser Geschichte sind wir die Indianer.“ Wenn die „Indianer“ diesmal wieder verlieren, wird man spätestens in ein paar Jahrzehnten einen „Merkel-Tag“ (05.09. 2015) begehen und behaupten, ganz Europa feiere den Beginn der muslimisch-europäischen Identitätsbildung.

Ronald Lissowski, Gelnhausen