© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/17 / 27. Oktober 2017

Die schleichende Entwertung universitärer Abschlüsse
Rechtschreibung als Glückssache
(ob)

Defizite der Schulausbildung, so klagt der Osnabrücker Zivilrechtler Ulrich Foerste, machen sich bei Studienanfängern von Semester zu Semester schmerzlicher bemerkbar. In der Rechtschreibung seien viele Studenten nicht sattelfest, korrekte Interpunktion sei „echte Ausnahme“, der richtige Gebrauch indirekter Rede „selbst in Abschlußarbeiten oft Glückssache“. Höflich formuliert, dürfe man Ausdruck und Stil der meisten Klausuren als „mindestens ungeübt“ bewerten. Was die Schule seit langem nicht mehr mitgebe, „Schriftdeutsch, Allgemeinbildung, Intellekt“, könne die Universität aber auch in Vorbereitungskursen, wie sie in manchen technischen Fächern angeboten werden, nicht mehr nachholen. Da die Rückkehr zu früheren Standards die Durchfallquoten drastisch erhöhen würde, was „politisch unerwünscht“ sei, setze sich „die schleichende Entwertung universitärer Abschlüsse“ unaufhaltsam fort. Die Klagen darüber füllen längst Bücher, doch geändert habe sich nichts (Forschung & Lehre, 10/2017). Allerdings erregt die „Migration“ als eine von Foerste ausgeblendete Ursache der Schulmisere zunehmend Aufmerksamkeit. Wie die jüngste Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen belegt, die bei vierten Grundschulklassen mit hohem Migrantenanteil ein im Vergleich zu 2011 deutlich abgesunkenes Niveau ausweist (JF 43/17). 


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