© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/17 / 27. Oktober 2017

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Wiener Wunderknaben“, JF 43/17

FPÖ besser ohne Außenamt

Ich freue mich für Sebastian Kurz, weil er einer der wenigen ist, die noch Realpolitik machen. Das ist ja überhaupt das Elend unserer Zeit, daß es kaum noch Staatsmänner gibt, die die Dinge vom Ende her denken und zu rationalen Schlüssen fähig sind, sondern sich Politik darin erschöpft, die eigene moralische Gesinnung öffentlich spazieren zu tragen. Merkel bildet da sicher die Spitze des Eisbergs. Ansonsten läuft alles auf Schwarz-Blau zu. Wobei die FPÖ gut beraten wäre, auf das Außenamt zu verzichten und stattdessen das Innen-, das Justiz- und, als Gegengewicht zum Kanzler, das Finanzressort zu nehmen, da die FPÖ in erster Linie daran gemessen wird, ob es gelingt, kriminelle Ausländer und Scheinasylanten außer Landes zu schaffen. Sonst ergeht es H.C. Strache wie bei uns dem Herrn Westerwelle.

Stephan Zankl, München






Zu: „Polizisten schreien um Hilfe“ von Michael Paulwitz, JF 43/17

Alles, was uns verzweifeln läßt

Herr Paulwitz trifft erneut den Nagel auf den Kopf. Hier wird alles, aber auch alles aufgeführt, was den Bürger allmählich verzweifeln läßt. Wer will heute noch Polizist werden, wenn er weiß, daß seine Gesundheit und mitunter sein Leben wissentlich von der Justiz aufs Spiel gesetzt wird? Die Verbrechen der sogenannten „Neubürger“ jeglicher Couleur würden in arabischen und afrikanischen Ländern gleich mit dem Tode oder jahrzehntelangem Kerker bestraft. Hier passiert nichts.

Manfred Hemmersbach, Köln






Zum Bild der Woche: „Gratismut-Plagiat“, JF 43/17

Nicht mal mehr Intelligenzbolzen

Bisher war ich immer noch der Meinung, daß Fußball spielen auch etwas mit Intelligenz zu tun hat, leider mußte ich mich durch das Bild eines Besseren belehren lassen.

Harro Jäger, Schwülper






Zu: „‘Hey, entspannt euch mal!’“, im Gespräch mit Tuvia Tenenbom, JF 43/17

Ohne zu übertreiben: das Beste

Ohne zu übertreiben, das war das Beste, was je in einer Zeitung gesagt und geschrieben wurde. Wahrscheinlich würden weder FAZ, Süddeutsche oder Spiegel das veröffentlichen.

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen






Zu: „Vom Leviathan zum Golem“ von Thorsten Hinz, JF 43/17

Intellektuell überfordert

Der geniale Analytiker deutscher Politik, Thorsten Hinz, hat wieder einen treffenden Ausdruck geprägt: „Überzeugungsfreiheit“ der Kanzlerin. Es wäre zu fragen, warum das so offensichtlich zutrifft. Hinz unterstellt Frau Merkel freundlicherweise, daß ihr neroeskes Entscheidungsgebaren auf der Basis eines „gesinnungsethischen Politikverständnisses“ fuße, also auf einem immerhin faßlichen Standpunkt. Ein solcher kann aber allenfalls in der Nebelwelt von Religionen eine Berechtigung haben, keineswegs aber darf er in der praktischen Politik Dominanz erlangen. Es wäre zu fragen, ob Merkels politische Kapriolen nicht anders zu begründen sind: mit intellektueller Überforderung im Amt. 

Daß ihr jedes staatsmännische Rechtsverständnis und jedes Verständnis für die finanziellen Folgen ihres Tuns abgeht, ist inzwischen in Stapeln von Büchern minutiös dokumentiert. Wenn sie dann, nach erheblichen Stimmenverlusten, die nächste Regierungsperiode mit der Erkenntnis beginnt, daß sie nicht wüßte, was sie anders zu machen hätte, dann erhärtet sich der Verdacht, daß hier ein Kretin an den Schalthebeln der Macht dilettiert, der eher auf die Schulbank eines politischen Grundkurses gehört, nicht aber an die Spitze von Europas wichtigstem Industriestaat. Darüber hinweg darf auch nicht ihre eingeübte Eloquenz auf die Gefälligkeitsfragen einer hierauf wohlabgerichteten Journalistenkaste täuschen und schon gar nicht die von dieser ihr zugeschriebene hohe Reputation auf internationaler Ebene, wo die freiwilligen Schwächungen des Konkurrenten Deutschland selbstverständlich immer gern hohnlächelnd beklatscht werden.

Erich Drosen, Oberschleißheim






Zu: „Linksausleger des Zeitgeists“ von Peter Kuntze, JF 43/17

Weltfremdheit durch Vakuum

Wer schreibt, daß das nationale Volk sich überlebt hat (Michael Wildt), sollte doch zumindest eine Alternative zur Nation anbieten. Nur das Ziel, „uns als Menschen mit gleichen Rechten und gleicher Freiheit“ zu verstehen, schreit geradezu nach Widerspruch. Eine derartige Weltfremdheit an den Tag zu legen, ist schon bemerkenswert, aber doch sicher keine Einzelmeinung. Leider haben konservative Mitbürger allzu viele Jahre versäumt, sich gegenteilig zu artikulieren oder ihre Stellungnahmen wurden von den Presseorganen nicht ausreichend verbreitet. Was mich aber am meisten stört, ist, daß im politischen Raum ein Vakuum an rechten, konservativen Positionen geherrscht hat, besonders seit 2005. Da die Bundeskanzlerin von sich selbst sagte, sie sei mal konservativ, mal liberal und mal sozial, gab es für Konservative und national denkende Bürger keine politische Heimat mehr. Gut, daß diese Lücke mit der AfD geschlossen wird. Aber deren Bewährung im Parlament steht noch aus.

Horst Gerike, Hannover






Zum Schwerpunktthema: „Ich bin bereit für die Debatte“, JF 42/17

Charmant und fast charismatisch

Frau Käßmann ist eine charmante und eloquente, ja fast schon charismatisch zu nennende Persönlichkeit, die man sich als evangelischer Christ gerne als Bischöfin wünschte, wäre nicht ihre andere Seite: ihre zu schlichte Sicht, wenn es aus theologischer Warte um Themen der Politik geht. Das Interview bestätigt das wieder. Sie argumentiert nicht aus der Sicht Luthers (wo der Mensch allzumal Sünder ist), sondern mit der Weltanschauung des „Gutmenschen“, der eine „gefallene“ Welt nicht hinnehmen will. Aus dieser Sicht muß für die Politik der gute Wille alles sein, weshalb die Folgen dieses guten Willens für die spätere Zukunft nicht einer kritischen realpolitischen Analyse bedürfen. 

Dabei interessiert mich wenig, was Frau Käßmann über die Tagespolitik denkt, mich treibt um, daß unser Land zusehends den Glauben an den erlösenden befreienden Christus verliert. In diese Richtung sollte der Aufbruch der Kirche im Lutherjahr erfolgen.

Gerhard Scheunpflug, Eutin





Kapitulation des Interviewers

Frau Käßmann versucht den Begriff „Masseneinwanderung“ zu disqualifizieren mit der Behauptung, er sei ein „Kampfbegriff“, und der Interviewer Moritz Schwarz knickt unter dieser offenbar unvohergesehenen Attacke überrascht ein. Seit wann ist die korrekte Benennung einer allseits bekannten Tatsache ein Kampfbegriff?

Bernd Apel, Hamburg




Genossin Käßmann, Uni Jena

Kein Zweifel, Frau Professorin Käßmann hat keine Zweifel. Luther hatte sie. Die Antworten der Bischöfin erinnern an die absolute Gewißheit der Dozenten in den gesellschaftswissenschaftlichen Zwangsveranstaltungen meiner Studentenzeit in Jena. „Genossen, laßt euch von der Wirklichkeit nicht täuschen!“ fällt mir dazu als altem, ehemaligen DDR-Bürger nur ein.

Dr. med. habil. K.-Jürgen Amthor, Meiningen






Zu: „Merkel muß gehen“ von Angelika Barbe & „Exodus unserer Denker“ von Tobias Albert, JF 42/17

Die Kanzlerin trägt ja keinen Hut

Ob Frau Merkel gehen muß? Wir hatten schon Politiker, die nach Wahlen mit acht bis zehn Prozent Verlusten ihren Hut nahmen. Aus Anstand und Respekt vor dem Wählerwillen. Aber die Kanzlerin trägt ja keinen Hut. 

Angelika Barbe kenne ich seit Mitte der neunziger Jahre. Ihren Ausführungen stimme ich weitgehend zu. Sie verkörpert mit ihrem Erfahrungswissen zugleich Emotionalität und Rationalität. Sie gehört zu den Ostdeutschen, die sich bis heute nicht verbiegen lassen. Ihre leidenschaftliche Geradlinigkeit zeigte sie nicht erst bei der Unterstützung des Versuches von Frank Richter (ehemaliger Leiter der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung), Pegida-Demonstranten an den Tisch der Argumente zu holen, anstatt – wie so viele Medien seinerzeit – verbal auf sie einzudreschen. Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), Thomas Krüger, hat Herrn Richter damals scharf kritisiert. Frau Barbe rief ich danach von Kollege zu Kollegin an. Sie sagte sinngemäß, so sei der BpB-Präsident schon damals in Schwante gewesen, als er gerne eine reformierte DDR gesehen hätte. 

Sich wie Lemminge in eine Richtung zu bewegen, war nie Barbes Ding. Ihre Stimme zu erheben sehr wohl. Respekt vor der Meinung Andersdenkender ist ihr wesenseigen.

Lothar G. Kopp, Berlin




Verunmöglichte Lebensplanung

Besser als Frau Barbe es im letzten Absatz ihres offenen Briefes zum Ausdruck brachte, ist es gar nicht zu beschreiben, wenn man sich die allgemein einsetzende Wählerbeschimpfung, insbesondere der Sachsen, nach der Bundestagswahl ansieht. Danke, daß Sie solch einer aufrichtigen Frau einen entsprechenden Platz einräumen! Es tut gut zu wissen, daß es auch in solchen Landesinstitutionen noch kritische Geister gibt!

Auch Ihrem Beitrag zu Chemienobelpreisträger Joachim Frank und zu dem Exodus unserer Denker angesichts der wirklich prekären Arbeitsverhältnisse des wissenschaftlichen Mittelbaues an unseren Hochschulen kann ich nur zustimmen. Es ist befremdlich, wie Unsummen für die vorgebliche Integration von Analphabeten mit Migrationshintergrund, die mit Sicherheit dauerhaft unser Sozialsystem „bewohnen“ werden, ohne dafür jemals etwas beigetragen zu haben oder werden können, staatlicherseits bereitgestellt werden. Gleichzeitig nimmt derselbe Staat es als Arbeitgeber im öffentlichen Dienst billigend in Kauf oder befördert es sogar, daß junge Wissenschaftler mit jährlich projektbezogenen, in Kette befristeten Arbeitsverhältnissen beschäftigt werden. 

Als Vater eines davon betroffenen Angehörigen des wissenschaftlichen Mittelbaues spricht mir dieser Beitrag aus der Seele. Das Verhalten der Hochschulen und des ihnen übergeordneten Finanzministeriums des Freistaates Sachsen ist gegenüber den Betroffenen einfach schändlich! Eine Lebensplanung ist in keinster Weise möglich, und um die Dienstjahre im öffentlichen Dienst werden die Betroffenen darüber hinaus betrogen, obwohl sie durchgängig an ein und derselben Einrichtung tätig waren. Die Förderung junger Wissenschaftler sieht für mich anders aus! Man kann es ihnen nicht verübeln, wenn sie dahin gehen, wo sich ihre Arbeits- und Lebensbedingungen besser gestalten. Die Früchte unserer Investitionen in unser Wissenschaftspotential erntet damit nicht Deutschland. Das führt wiederum zu einem Rückgang der deutschen Innovationskraft. Solche strategischen Überlegungen aber hört man von unseren Politikern derzeit nicht. Offenbar sollen das die vielen „geschenkten Menschen“ und „hervorragend qualifizierten“ ausländischen Fachkräfte richten! Sprich: Mußt du eben gucken wie wird!

Peter Sprößig, Dresden




Außerhalb der Bewährungsfrist?

Vielleicht sollte sich ein Jurist mal die Mühe beziehungsweise den „Spaß“ machen festzustellen, gegen wie viele und welche Gesetze genau Kanzlerin Merkel bislang verstoßen hat, und welche Strafe darauf stehen würde. Da nur Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden können, dürften uns der Anblick dieser Dame und ihre dümmlichen Phrasen für längere Zeit erspart bleiben.

Klaus Kubiak, Recklinghausen






Zu: „Freibier für Frankreich“ von Joachim Starbatty, JF 41/17

Deutsche sind Untertanen

Der Beitrag benennt zutreffend, daß „Macrons Vorstellungen zur EU auf einen dauerhaften Mittelabfluß aus Deutschland hinauslaufen“. Dazu aus eigenem Erleben folgendes: Seit 1960 habe ich durch verwandtschaftliche Beziehungen sämtliche Gegenden Frankreichs besucht und überall auch über historische Gegebenheiten zwischen Deutschland und Frankreich gesprochen. Den Franzosen habe ich immer wieder dasselbe gesagt: daß die französische Politik machen will, was sie für richtig hält, und Deutschland soll es bezahlen. Nicht ein Franzose, dem ich diese Ansicht unterbreitete, hat mir widersprochen. Vielmehr war die Folge meiner These regelmäßig ein gewisses Lächeln, denn offensichtlich hatte ich stets ins Schwarze getroffen. 

Gleichwohl glaube ich, daß Macron in weitem Umfang scheitern wird. Für mich bezeichnend ist da ein Gespräch mit einem französischen Ehepaar 1960 über die Frage, wie viele Parteien es in Frankreich gebe. Die Antwort lautete: 50 Millionen; das war die damalige Einwohnerzahl Frankreichs vor Einführung des Kindergeldes. Franzosen sind Individualisten, Deutsche im wesentlichen Untertanen. – Insofern unterliegt auch Ihre Karikatur auf Seite 2 einem Irrtum: Denn nicht Frau Merkel soll den europäischen Karren ziehen, sondern das deutsche Volk.

Eberhard C. Schlicht, Torgau