© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/17 / 03. November 2017

Die EZB setzt weiter auf Negativzins und Anleihekäufe
Anhaltende Geldentwertung
Thorsten Polleit

Die Börsenindizes sind weiter auf Rekordkurs: Der Dax kletterte am Freitagvormittag auf einen Höchststand von 13.249 Punkten, auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte zu. Der Euro fiel hingegen auf 1,16 Dollar – im Frühjahr 2014, vor Einführung der Negativzinsen bei der Europäischen Zentralbank (EZB), waren es noch über 1,35 Dollar gewesen. Den Grund für den Jubel der Börsianer lieferte die EZB: Ihre Zinsen bleiben unverändert, die Anleihekäufe dauern an. Selbst wenn dies im September 2018 enden sollte, wird die EZB die Tilgungszahlungen der Anleihen noch für lange Zeit reinvestieren.

Eine Euro-Zinswende steht nicht ins Haus. Eine Verringerung der Anleihekäufe wird die Euro-Marktzinsen nicht „normalisieren“. Die EZB wird weiterhin „aus dem Nichts“ geschaffene Euro ins Bankensystem pumpen, indem sie Anleihen kauft – und so der „Vermögens-preisinflation“ Vorschub leisten. Die Euro-Sparer werden weiterhin zur Ader gelassen: Bei Nullzinsen und gleichzeitiger Inflation werden Ersparnisse entwertet. Eine geldpolitische Wende markiert die heutige EZB-Entscheidung nicht – auch wenn die Aussicht, daß die Anleihekäufe halbiert werden, diesen Eindruck leicht entstehen lassen könnte.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Volkswirtschaftler und Präsident des libertären Ludwig von Mises-Instituts Deutschland.