© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/17 / 03. November 2017

Haltungsnote
Gegen Pauschalisierung
Gil Barkei

Sexuelle Belästigungen von Frauen sind widerlich und gehören als Straftaten mit aller Konsequenz verfolgt. Daß man diesen Standpunkt auch vertreten kann, ohne sich gleich blindlings in den Strom der undifferenzierten Kampagne #metoo stürzen zu müssen, zeigt Nina Proll. Auf Facebook fand die österreichische Schauspielerin unter dem Schlagwort #menot deutliche Worte für die Pauschalisierung der Aktion und fragte: „Warum bestehen eigentlich immer die Feministinnen darauf, daß Frauen Opfer sind?“ Sie selbst sei in 20 Jahren Filmgeschäft nie von einem Mann sexuell belästigt worden. Frauen immer nur als Opfer und Männer als Täter darzustellen ändere nichts an der Problematik, sondern führe nur in eine Gesellschaft, in der „wir einander nur noch anzeigen und vor Gericht bringen“. Annäherungsversuche verstünde sie gundsätzlich als erfreuliches Kompliment und nicht sofort als sexuelle Belästigung. 

Auch nachdem ihr Beitrag von den üblichen Verdächtigen angefeindet wurde, blieb Proll ihrer Position treu und legte nach: Sie kritisiere nicht „Frauen, denen tatsächlich Gewalt widerfahren ist“, sondern Schauspielerinnen, die sich als Opfer darstellen, aber selbst entscheiden könnten, wie weit sie für ihre Karriere gehen wollen.