© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/17 / 10. November 2017

Zitate

„Verachtung macht blind. Mit Verachtung im Kopf wirst du auch niemals hören, was die Leute dir erzählen. Leider ist Verachtung unter den liberalen Eliten ein Problem.  (.…) Wenn die Demokraten mit dieser Einstellung in die nächste Wahl gehen, werden sie wieder verlieren. Denn Trump ist zwar ein Mann mit vielen Fehlern. Aber er hat auch viele Talente. Man wird sonst nicht Präsident der USA. Eines seiner Talente ist ein wilder Instinkt. Es ist ein gemeiner und häßlicher Instinkt. Trump wußte, daß sich etwas Großes in Amerika tut. Intuitiv hat er die Wut da draußen erkannt und verstanden, daß er ihr eine Stimme geben konnte.“

Roger Cohen, britischer „New York Times“-Kolumnist, in der „Welt“ vom 1. November 2017




„Während das bescheidene Haltbarkeitsdatum so mancher Schoko-Osterhasen noch gar nicht abgelaufen ist, sind inzwischen schon längst die schokoladenen Weihnachtsmänner samt Spekulatius, Dominosteinen und anderen Weihnachtsleckereien in den Warenhäusern zu finden. (…) Wer sich an den christlichen Jahresfesten orientiert, der bemerkt sogleich, daß es für den Kapitalismus als Religion hierzulande nur zwei Jahreszeiten gibt. Wenn nicht Ostern ist, ist Weihnachten; wenn nicht Weihnachten ist, ist Ostern. Das ist der Osterhase-Weihnachtsmann-Zyklus.“

Philip Kovce, Professor für Wirtschaft und Philosophie der Universität Witten/Herdecke, im Deutschlandfunk Kultur am 2. November 2017





„‘Sexismus’ ist jetzt die große Menschheitsgeißel, wobei natürlich keiner genau weiß, was damit gemeint sein soll. Auch hier fällt die Guillotine der Moral, lange bevor die ordentlichen Gerichte tagen. Aus den Abgründen der Vergangenheit steigen die Giftdämpfe hoch, Verjährungsfristen kann es bei Verbrechen dieser Größenordnung selbstverständlich keine geben.“

Roger Köppel, Herausgeber und Chefredakteur, in der „Weltwoche“ 44/17





„Für derartige Fälle – daß nämlich eine Landesregierung nicht in der Lage und vor allem nicht willens ist, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, wurden eigentlich die Notstandsgesetze erfunden, zumindest ihre Abschnitte Innerer Notstand und Naturkatastrophen, die perfekt passen, da es sich im Fall Berlins um eine Mischung aus beidem handelt. Die Bundesregierung könnte zumindest die in der Regel anderswo sozialisierte Bundespolizei in den Kleinen Tiergarten schicken, der Bundesinnenminister könnte die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber nach Paragraf 58a Aufenthaltsgesetz an sich ziehen, wenn sich Landesbehörden nicht aufraffen.“

Alexander Wendt, Journalist und Autor, auf publicomag.com, am 5. November 2017





„Seehofer hat schwere Fehler gemacht. Seine vielen Pirouetten haben alle schwindlig zurückgelassen. Aber die Debatte darüber jetzt auf die Spitze zu treiben, schwächt alle. Sie schwächt Seehofer genauso wie jene, die ihn ablösen möchten. Es gibt einen Ausdruck für so ein Verhalten: sich selbst ins Knie schießen.“

Stefan Braun, Berlin-Korrespondent, in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 7. November 2017