© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/17 / 10. November 2017

Meldungen

Experte warnt  vor politischem Islam

PASSAU. Der ägyptischstämmige Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad hat vor dem politischen Islam in Deutschland gewarnt. Die Kirchen in Deutschland setzten bei Gesprächen mit Islamvertretern zu sehr auf Verbände wie die Türkische-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), kritisierte Abdel-Samad am Montag abend bei einer Veranstaltung der Passauer Neuen Presse. „Ditib ist keine religiöse Gemeinschaft, sondern der verlängerte Arm der Türkei in Deutschland.“ Das Ziel dieses politischen Islams sei nicht die Integration, er verstecke sich vielmehr hinter den Kirchen und nutze „Grauzonen“ im deutschen Grundgesetz, um seine Infrastruktur aufzubauen. Nach wie vor würden auch Fehler im Umgang mit islamischen Vertretern gemacht. Beispielsweise sei zu der Gedenkfeier nach dem islamischen Terroranschlag in Berlin 2016 von der evangelischen Gemeinde ein Imam eingeladen worden, der in einer vom Verfassungsschutz beobachteten Moschee predigt. „Indem man solche Leute hoffähig macht, macht man sich als Kirche mitschuldig.“ Abdel-Samad forderte, man müsse mit den einzelnen Muslimen ins Gespräch kommen, nicht mit den politischen Gruppierungen. (ls)





Proteste gegen konservative Tagung 

Ingolstadt. Eine Koalition aus Vertretern von Grünen, Linken, SPD, FDP und „Bürgergemeinschaft“ ist mit ihrem Versuch gescheitert, die Herbsttagung der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI) zu verhindern. Die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) hat dem politischen Druck standgehalten, der ZFI die Veranstaltung in den Räumen der Volkshochschule zu untersagen. Ein massives Polizeiaufgebot schützte am vergangenen Wochenende den Tagungsort, als sich ZFI-Mitglieder und Demonstranten des Aktionsbündnisses „Ingolstadt ist bunt“ begegneten. Sprecher der Grünen und der Linkspartei hatten eine „deutliche Distanzierung“ der Stadt und der CSU von der ZFI verlangt, der sie vorwarfen, „die Verantwortung Deutschlands am Zweiten Weltkrieg kleinzureden“. Es sei eine „Schande für Ingolstadt, daß diese Leute hier tagen dürfen, das muß endlich aufhören“. Die Attacken richteten sich vor allem gegen den Vortrag des Historikers Stefan Scheil mit dem Thema „Historische Tatsachen versus Politisch korrekte Schulbuchpolitik“. Mit Unverständnis wurde von den Tagungsteilnehmern aufgenommen, daß sich der städtische Kulturreferent Gabriel Engert mit der „Befürchtung“ hatte zitieren lassen, die ZFI-Tagung stelle „das bayerische Bildungswesen in Frage“ (JF 44/17). Der Vorsitzende Gernot Facius wies den Vorwurf zurück: „Wir stellen hier nichts in Frage. Wir stellen Thesen von Referenten zur Debatte.“ Man sei für Gegenmeinungen offen, wehre sich aber „gegen Verdächtigungen und Diffamierungen“. (wb)