© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/17 / 24. November 2017

Linda Sarsour hat viel zu bieten: Verschwörungstheorien Radikalismus, Haß auf Israel.
Die Frau des Jahres
Fabian Schmidt-Ahmad

Seit 1939 vermittelt Glamour der Weiblichkeit das aktuelle Glitzerbild der ultimativen Frau. Von Nylonstrümpfen zum Bikini, von Schulterpolstern bis Hollywood Waxing, jede Mode war stets dabei. Als Accessoire den passenden Zeitgeist mit dazu: Hausfrau, Hippie, Umweltschützerin – alles war in Glamour irgendwann mal schick. Liegt das Lifestyle-Magazin richtig, wird das amtierende Frauenbild  à la „Sex and the City“ vom Kopftuch verdrängt. Jedenfalls hat es nun Linda Sarsour zur „Frau des Jahres 2017“ gewählt.

Die Leiterin der Arabisch-Amerikanischen Vereinigung in New York (AAANY) hatte im Januar den Protestmarsch „wütender Frauen“ gegen die Amtseinführung von Donald Trump organisiert. Grund genug für die Glamour-Redaktion, die Islamfunktionärin als couragiert abzufeiern. Denn mit ihren Mitstreiterinnen habe sie „das amerikanische Patriarchat gebrandmarkt“, heißt es schwülstig als Begründung. Angesichts der Werte, für die Linda Sarsour steht, eine humorige Aussage. Zwar wurde die Tochter palästinensischer Einwanderer 1980 in Brooklyn geboren, doch angenommen hat sie Amerikas Individualismus nie.

Im Alter von 17 wurde sie mit einem Mann aus der Heimat ihrer Familie verheiratet, drei Kinder folgten. Nach den Anschlägen auf das Welthandelszentrum 2001 warb die AAANY sie an; rasch wurde sie ihr Aushängeschild. Seitdem gibt es kaum eine sogenannte Opfergruppe, der Sarsour nicht ihre Solidarität ausspricht, freilich nur um dann das Klagelied von den verfolgten Moslems anzustimmen.

Das geht dann so: Als 2014 die Polizei den schwarzen Ladendieb Michael Brown in Ferguson/Missouri erschoß, kam es unter dem Vorwurf rassistischer Polizeigewalt tagelang zu Ausschreitungen. Sarsour heizte die Stimmung an und behauptete, die Polizei werde seit Jahren von Israel in der Bekämpfung von Aufständen ausgebildet und mit Sturmgewehren versorgt. Israelis als Teil einer „weißen Herrenrasse“ („White supremacy“), so Sarsour, die sowohl Schwarze als auch Palästinenser unterdrückt, solche Aussagen gefallen vielen ihrer Anhänger. Auch sonst befleißigt sie sich des üblichen Vorwurfs der „Islamophobie“ und des Mißbrauchs des friedlichen Islams durch Terroristen. 2011 brachte ihr dies die Auszeichnung „Helden des Wandels“ durch Präsident Obama ein. 

Doch ihre Selbstdarstellung als freie, unabhängige Frau ist Schwindel. Tatsächlich fürchtet Sarsour Freiheit und Unabhängigkeit. Deutlich wurde dies, als sie gegenüber der amerikanisch-libanesischen Islamkritikerin Brigitte Gabriel und deren Mitstreiterin Ayaan Hirsi Ali einmal die geschminkte Maske fallen ließ. „Ich wünschte“, so Sarsour, „ich könnte ihnen die Vaginen wegnehmen. Sie verdienen es nicht, Frauen zu sein.“ Der radikale Haß der „Frau des Jahres 2017“ auf die Reproduktionsfähigkeit ihrer Feinde verheißt für die Zukunft nichts Gutes.