© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/17 / 24. November 2017

Zeitschriftenkritik: Frieden
Kriegsopfer würdig bestatten
Werner Olles

Eric Göse arbeitet schon seit Jahrzehnten für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. als Umbetter. Bereits sein Vater war als Friedhofsverwalter für den Volksbund tätig. Der würdige und zugleich fachgerechte Umgang mit den Toten wurde ihm gewissermaßen in die Wiege gelegt. Mittlerweile ist er Verwalter der Kriegsgräberstätte in Mont-de-Huisnes. Hier auf dem Friedhof in Petit Enghien, etwa 40 Kilometer südwestlich von Brüssel, wurden auch zivile Opfer der beiden Weltkriege bestattet. Die jüngsten waren nicht einmal ein Jahr alt. Direkt neben ihnen liegt ein deutscher Soldat, dessen Schicksal bisher im Dunkeln lag. Er wurde kurz vor Kriegsende von Partisanen getötet. Danach verscharrte man seine Leiche unter dem Müllplatz des Gottesackers. Keiner sollte den „Boche“, den deutschen Feind, finden.

Frieden, die zweimal jährlich im 93. Jahrgang erscheinende Zeitschrift des Volksbundes, schildert in ihrer aktuellen Ausgabe den Alltag der Mitarbeiter, die die Gebeine der Kriegstoten suchen und finden, so wie im Fall des von Partisanen ermordeten Soldaten. Nachdem der Chef der belgischen Veteranenorganisation von einem der Freischärler erfuhr, wo der Tote verscharrt wurde, sorgte er dafür, daß dieser nach über 70 Jahren endlich ein würdiges Grab neben seinen Kameraden bekam. Eric Göse erledigt die Aus- und Umbettung, bei der sich schon bei der ersten forensischen Betrachtung der menschlichen Überreste ein schreckliches Bild der Todesumstände ergibt. Eine Kugel, die den schnellen Tod bedeutet hätte, findet sich nicht. Stattdessen weist der Schädel schwere Verletzungen aufgrund von Gewalteinwirkung auf, vor allem der Kieferbereich ist massiv zerstört. Identifiziert werden kann der deutsche Soldat nicht mehr, da er ohne Ausrüstungsgegenstände und Kleidung aufgefunden wurde. Von seinem Schicksal werden seine Angehörigen nie erfahren, und auf seinem Grabstein wird kein Name stehen.

Neben einer Rundreise zu den Gräbern ehemaliger Hertha BSC-Spieler, die in den Weltkriegen fielen, befaßt sich ein weiterer Beitrag mit der Einbettung der sterblichen Überreste von 2.974 Kriegstoten des Zweiten Weltkrieges, die in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager in der westpreußischen Stadt Thorn gefunden wurden, darunter auch Frauen und Kinder. Es ist ein Meer aus Särgen, unglaublich bedrückend, das sich dem Betrachter bietet. Dennoch ist es für Umbetter Thomas Schocke ein guter Tag, da nach über 70 Jahren viele Soldaten doch noch ein würdiges Grab erhalten, wenn auch nur 50 Namen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Dienststelle in Berlin ermittelt werden konnten.

Nun stehen auf 50 Holzkreuzen in Handschrift die Namen und Lebensdaten. Anschließend legen Soldaten vom Logistikbataillon 172 aus Beelitz Kränze nieder. Nach der Einbettung stecken Gäste, darunter viele ältere Menschen, die im Zweiten Weltkrieg Angehörige verloren haben, Holzkreuze als Zeichen der Erinnerung in die frisch aufgeworfene Erde.

Kontakt: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Werner-Hilpert-Str. 2, 34112 Kassel. 

 www.volksbund.de