© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/17 / 24. November 2017

Umwelt
Irrwitzige Limousinen
Jörg Fischer

Daß die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kein Naturschutz-, sondern ein Abmahnverein ist, hätte die Bundesregierung wissen können: Der Grünen-Politiker Rainer Baake war sechs Jahre DUH-Geschäftsführer, bevor er 2013 beamteter Staatssekretär im Wirtschaftsministerium von SPD-Chef Sigmar Gabriel wurde. Dennoch nahmen einige Minister und Staatssekretäre den „DUH-Dienstwagen-Check“ für bare Münze und ersetzten ihre Diesel-„Spritfresser“ durch Plug-in-Hybride (JF 44/17). Dummerweise schleppt ein BMW 740e iPerformance neben seinem überzüchteten Vierzylinder einen Elektroantrieb herum. Das macht die Zwei-Tonnen-Limousine nur theoretisch sparsam: 2,1 Liter soll sie nach EU-Norm verbrauchen.

Es gibt keinen entscheidenden Vorteil im Vergleich zu den konventionellen Modellvarianten.

Daß der Zusatzakku den Kofferraum von 515 auf mickrige 420 Liter reduziert, mag verschmerzbar sein. Die Chauffeure klagen nun aber laut Spiegel darüber, daß die vermeintlichen Öko-Autos keineswegs die im Prospekt angegeben 41 bis 48 Kilometer elektrisch zurücklegen können, viel eher springe der Benzinmotor an. Die Verbräuche des unterdimensionierten Zwei-Liter-Benziners seien exorbitant hoch, wegen des winzigen 46-Liter-Tanks müsse häufiger nachgetankt werden. BMW bestreitet die Malaise nicht, aber die Diskrepanz zwischen Norm- und Realverbrauch werde „nicht nur von BMW-Kunden beobachtet“. Das stundenlange Warten auf die Regierenden mit Klimaanlage oder Standheizung würde die „verfügbare Reichweite für das elektrische Fahren reduzieren“. Für den ab 92.000 Euro lieferbaren 740e gibt es die 3.000 Euro „Umweltprämie“ nicht, aber für die etwa halb so teure Plug-in-Familienkutsche BMW 225xe schon. Und das, obwohl der dröhnde Dreizylinder laut ADAC mit einem Testverbrauch von 6,3 Litern plus 4,6 Kilowattstunden Strom „keinen entscheidenden Vorteil auf die konventionell angetriebenen Modellvarianten herausfahren“ könne.