© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/17 / 01. Dezember 2017

Aufgeschnappt
Verdrießliche Visagen
Matthias Bäkermann

Eigentlich war die Aktion doch so gut gemeint. Die Fassade am Christian-Wolff-Gymnasium sollte farblich aufgepeppt werden, um „die Internationalität der Schule zu betonen“, wie der Schulleiter Andreas Slowig erklärt. Dazu hatten im vergangenen Sommer die Künstler Victor Sobik und Kai Siegel mit Schülern des Plattenbaus in Halle-Neustadt das Gesicht eines asiatisch anmutenden Mädchens an die Außenwand gemalt, das mit unschuldigem Blick über seine Schulter schaut.

Doch das ist dem „Frauenpolitischen Runden Tisch“ der Saalestadt ein Dorn im Auge und das Emanzen-Gremium beschwerte sich deshalb beim Stadtrat über den Sexismus des Bildes. Wie die Hallenser Ausgabe der Magdeburger Volksstimme vergangenen Donnerstag berichtete, werfen die Feministinnen der Schule vor, daß das etwa zehn Meter große Bildnis Mädchen und Frauen offen diskriminiere. Neben einer Gemäldezensur fordern sie, zur Läuterung ein Pflichtseminar für die Lehrer des Gymnasiums zum Thema sexistische Werbung anzusetzen. Rektor Slowig ist jedoch widerständig. Er wolle die Freiheit der Kunst keineswegs einschränken. Den gereizten Damen rät er zudem, sich statt  dieser „Symbolpolitik“ lieber den „wirklichen Problemen“ in dem sozialen Brennpunkt zu widmen.