© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/17 / 01. Dezember 2017

Die Fahne der Freiheit hochhalten
Gerhard-Löwenthal-Preis für Publizistik: Auszug aus der Dankesrede von Ehrenpreisträger Bruno Bandulet
Bruno Bandulet

Die Auszeichnung erinnert an Gerhard Löwenthal, der von 1969 bis 1987 das „ZDF-Magazin“ moderierte. Er war ein großer Patriot, und er war Antikommunist in einer Zeit, in der es zunehmend opportun wurde, Anti-Antikommunist zu sein. Der Anti-Antikommunismus war eine Begleiterscheinung der neuen Ostpolitik unter Willy Brandt. Es gab damals eine Seilschaft, die diese Politik journalistisch bekämpfte. Dazu gehörten Heinz Vielain vom Springer Verlag, Gerhard Löwenthal vom ZDF und die Illustrierte Quick, bei der ich für Politik und Wirtschaft zuständig war. Wir haben uns abgestimmt, wir haben Geheimpapiere an die Öffentlichkeit gebracht. Wir konnten auf erstklassige Quellen zurückgreifen. Wir hielten am Ziel der Wiedervereinigung fest, als die anderen, übrigens auch Helmut Kohl, sich längst mit der Teilung abgefunden hatten.

Ich möchte auch an jemanden erinnern, ohne den es die heutige Feier und den Preis nicht gäbe: an Caspar von Schrenck-Notzing, den Gründer der Stiftung. Das erste Mal hatte ich ihn als Student in Ammerland besucht. Sein lässiger, ironischer Stil, seine Unaufgeregtheit, sein scharfer analytischer Verstand haben mich ebenso beeindruckt wie das Ambiente am Starnberger See. Ich habe später bei Criticón gerne mitgearbeitet und mehr als einmal bei der fabelhaften Winterakademie referiert, einer Vortragsreihe in München, die von seiner Frau Regina geleitet wurde.

In den Jahren der linken Kulturrevolution nach 1968, es waren Jahre der Kulturzerstörung, wurde der Freiherr zu einem Sammelpunkt und einer Bastion für das in die Defensive gedrängte konservative Lager. Er trug maßgeblich dazu bei, daß politische und geistige Positionen in einer großen Spannweite von der Konservativen Revolution bis zum traditionellen Katholizismus diese mageren Jahre und Jahrzehnte überleben konnten.

Es baut eben das eine auf das andere auf. So konnte die Erfolgsgeschichte und schließlich der Durchbruch der JUNGEN FREIHEIT an das anknüpfen, was in Ammerland auf den Weg gebracht wurde. Und wenn neuerdings mehr Meinungsvielfalt im Bundestag herrscht, wenn das erstarrte und zutiefst langweilige deutsche Parteienspektrum endlich Konkurrenz bekommen hat, dann muß man daran erinnern, daß es Manfred Brunner war, der in den neunziger Jahren einen frühzeitigen Versuch riskierte, ins kalte Wasser sprang und den Bund Freier Bürger gründete. Der damalige Versuch mißlang, der zweite hatte Erfolg. Ob er gelungen wäre, wenn die JUNGE FREIHEIT und Dieter Stein in den Jahren, in denen die Existenz der Zeitung auf dem Spiel stand, nicht durchgehalten hätten, darf bezweifelt werden.

2017 wurde ein neues Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte aufgeschlagen. In der nun beginnenden Legislaturperiode erleben wir den Niedergang des Systems Merkel. Sie hinterläßt eine schwere finanzielle und politische Hypothek. Die Gesamtkosten ihrer Migrationspolitik werden von seriöser Seite auf eine Billion Euro geschätzt, die Kosten ihrer planwirtschaftlichen Energiewende bis zum Jahr 2050 auf bis zu zwei Billionen, und die Rechnung für die Fehlkonstruktion Euro ist immer noch nach oben offen.

Eine andere Hinterlassenschaft der Ära Merkel ist die erdrückende, allgegenwärtige Propaganda, sei es Euro-Propaganda, EU-Propaganda, Multikulti-Propaganda, Klimapropaganda oder Gender-Propaganda. „Propaganda ist der ausführende Arm der unsichtbaren Regierung“, schrieb Caspar von Schrenck-Notzing schon 1994.

 Wertewandel kommt eben nicht aus sich selbst, er wird angeschoben und gemacht. Guter Journalismus darf aber nicht mit Propaganda auf Propaganda antworten. Er muß die Welt und die Wirklichkeit so sehen und beschreiben, wie sie nun einmal sind. Keiner konnte das besser als Peter Scholl-Latour, der Preisträger des Jahres 2008 und ein journalistisches Vorbild bis heute. Ich bedanke mich für den Gerhard-Löwenthal-Ehrenpreis und sehe ihn als Ermutigung, auch künftig Klartext zu reden und zu schreiben, den Machthabern auf die Finger zu schauen, scharf zwischen Sein und Schein zu unterscheiden, den Interessen Deutschlands ein Anwalt zu sein und die Fahne der Freiheit, die wir lieben, hochzuhalten.