© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/17 / 01. Dezember 2017

CD-Kritik: Laibach
Hommage an Nietzsche
Sebastian Hennig

Die slowenische Gruppe Laibach entstand zu Anfang der achtziger Jahre in Jugoslawien als theatralische Schocktherapie. Mit ihrem ästhetischen Sarkasmus geißelten sie kaum weniger die westliche Verheißung unbeschränkter Selbstverwirklichung als die kollektivistische Enge des realen Sozialismus.

Neben der entlarvenden Nazifizierung westlicher Popsongs von den Beatles und Rolling Stones über Queen bis zum Austropop der Gruppe Opus haben sie immer wieder auch Theatermusik produziert, im Hamburger Schauspielhaus 1988 zu „Macbeth“ und 2015 zu „Dark Ages“ von Milo Rau in München. Ihre künstlerische Heimat fand die in Jugoslawien jahrelang verbotene Gruppe bei Daniel Millers Londoner Elektroavantgarde-Label Mute, wo auch die Platten von DAF und Depeche Mode herauskommen.

Unlängst ist dort wieder eine Schauspielmusik erschienen. Die Stücke zu Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ entstammen der im Frühjahr 2016 vom Anton Podbevšek Theatre in einem Kloster auf der Insel Krk aufgeführten gleichnamigen Theaterproduktion. Wie in den frühesten Arbeiten verbinden sich die gravitätischen Rezitationen des Sängers Milan Fras in einem slawisch akzentuierten Baß mit rhythmischen Geräuschen. Letztere werden unterdessen überwiegend digital erzeugt und vom Sirenensang von Mina Špiler ergänzt.

Laibach Also sprach Zarathustra Mute (Rough Trade) 2017 www.laibach.org