© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/17 / 08. Dezember 2017

CSU nominiert Markus Söder
Ein echter Konservativer
Thorsten Brückner

Für die CSU ist es ein Befreiungsschlag. Nach dem historischen Debakel bei der Bundestagswahl war Horst Seehofer als Ministerpräsident nicht mehr zu halten. Der für seine zahlreichen Volten unter anderem in der Asylpolitik an Bayerns Stammtischen als Drehhofer verspottete Regierungschef hätte im Herbst 2018 die absolute Mehrheit für die selbsternannte Staatspartei nicht verteidigen können. Mit Söder kann es nur besser werden. Er genießt zwar den Ruf eines rechten Hardliners, besitzt aber die Glaubwürdigkeit, die der Partei zuletzt von vielen Konservativen, die im September ihr Kreuz bei der AfD gemacht hatten, abgesprochen wurde. 

Für die AfD im Freistaat ist die Nominierung Söders eine bittere Pille. Der Nürnberger wird als echter Konservativer wahrgenommen. Viele bürgerliche Wähler zwischen Spessart und Karwendel werden nun in den Schoß der Partei zurückkehren, die sie seit 1962 – mit einer Ausnahme – zuverlässig mit absoluten Mehrheiten ausgestattet haben. Doppelspitzen waren bei der CSU in der Vergangenheit eher die Regel als die Ausnahme. Nicht immer haben sie funktioniert. Seehofer und Söder sind zur guten Zusammenarbeit verdammt. Noch nie stand die Partei in den vergangenen fünfzig Jahren schlechter da. Landen die Christsozialen bei der Landtagswahl unter 40 Prozent, ist auch ihr bundespolitischer Anspruch passé.