© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/17 / 08. Dezember 2017

Tourismus als Wirtschaftshilfe
Finanzminister ahoi!
Mathias Pellack

Schäuble weg. Dijsselbloem weg. Wer kann diese „Spardiktatoren“ ersetzen? In der deutschen Frage ist kurzfristig Peter Altmaier (CDU) geschäftsführender Finanzminister.

Wer aber den ehemaligen Finanzminister der Niederlande als Chef der Euro-Gruppe beerbt, das ist mit dem Portugiesen Mário Centeno bis 2020 sicher. Der von den 19 Euro-Finanzministern Gewählte wird mit seinem moderaten Investitionskurs schon von den europäischen Linken als „Anti-Schäuble“ gefeiert. Centeno ist seit Oktober 2015 amtierender Finanzminister Portugals.

Der damalige politischer Neuling und Professor der Universität Lissabon wurde direkt aus der Zentralbank von Portugal ohne vorherige Parteierfahrung berufen und wird jetzt für „seine“ Erfolge bei der Sanierung des südeuropäischen Landes gefeiert. Ihm wird die Reduktion des Haushaltsdefizits seit Amtsantritt von 4,4 Prozent auf aktuell 1,4 Prozent zugeschrieben. Während seiner Amtszeit blieben die Staatsausgaben aber mit 86,8 und 87,2 Milliarden Euro fast gleich. Schon zu Beginn der Eurokrise 2009 lagen die Ausgaben leicht schwankend in diesem Bereich. Wird Centeno hier also für ein „Weiter so!“ gelobt?

Die Staatseinnahmen sprechen in der Tat für den Portugiesen, aber vielmehr noch für die Urlauber. Das Einkommen wuchs von 79 Milliarden 2015 auf aktuelle 84 Milliarden. Der Trend zu wachsenden Einnahmen indes begann auch schon 2009 bei etwa 70 Milliarden.

Die in der Causa Centeno entscheidende Frage nun: Wo kommt das Geld her? Sie ist besser beantwortet mit: vom Urlauber. Der Tourismus boomt im sicheren Portugal schon seit Beginn des Arabischen Frühlings 2010 in Tunesien und Ägypten und noch mehr seit dem „Putsch“ in der Türkei 2015. 27,6 Millionen Fluggäste hatte der Urlaubsflughafen Faro in der Algarve 2011 und 44,4 Millionen in 2016. Die kommen aber wohl eher nicht wegen des Finanzministers, sondern für einen schönen Urlaub.