© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/17 / 08. Dezember 2017

Leserbriefe

Zu: „Lautloses Einsickern“ von Thorsten Hinz, JF 48/17

Weihnachten nicht zuzumuten

Nun beginnt wieder die Saison der Weihnachtsmärkte: Kerzen, Lebkuchen, Glühwein, festliche Stimmung allenthalben. Aber fragt sich eigentlich jemand, wie all das auf unsere islamischen Mitbürger wirkt, insbesondere die Neuankömmlinge? Sie werden mit fremden und unverständlichen Gebräuchen konfrontiert, die sie nicht verstehen. Sie fühlen sich ausgeschlossen, gehören nicht dazu. Wäre es nicht an der Zeit, aus Rücksicht auf unsere moslemischen Mitbürger wenigstens auf die Weihnachtsmärkte zu verzichten? Dann hätte sich auch das Problem der Anschlagsgefahr erübrigt.

Andreas Emmerich, Brombachtal






Zu: „Duell von AfD und FDP“ von Dieter Stein, JF 48/17

Oberlehrerhaftes grünes Getue

Ich bin Lindner unendlich dankbar, daß er Jamaika hat platzen lassen und uns die Grünen in der Regierung erspart bleiben. Das oberlehrerhafte Getue dieser Hypermoralisten ist nüchtern kaum zu ertragen. Grüne Politik, so wie sie sich heute darstellt, ist doch nur noch der Versuch, der Bevölkerung mittels Verboten das eigene, linksgrüne Weltbild, aufzuzwängen. Das genaue Gegenteil dessen für was Liberale oder Freiheitliche einstehen.

Stephan Zankl, München






Zu: „‘Eine neue Normalität’“, im Gespräch mit Heinrich Oberreuter, JF 48/17

Verantwortungslosigkeit

Diese „neue Normalität“ zeigt sich im Verhalten des gescheiterten SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz, der einen Tag nach Erscheinen Ihrer Zeitung vollmundig erklärte: „Staatspolitische Verantwortung hat die SPD immer übernommen.“ Das war fahrlässig und historisch falsch. Wir erinnern uns: Ende März 1930 verweigerte die SPD-Fraktion im Reichstag ihrem Reichskanzler Hermann Müller, der an der Spitze einer Regierung der Großen Koalition aus SPD, Zentrum und DVP stand, die Unterstützung und ging mit dem Spruch: „Wir können ein imaginäres Staatsinteresse nicht über das proletarische Klasseninteresse stellen“ in die Opposition und verweigerte die Übernahme von staatspolitischer Verantwortung in schwerer Zeit. 

Eine regierungsfähige Mehrheit ohne die SPD konnte im Reichstag nicht mehr hergestellt werden, so daß nach der Verfassung der Reichspräsident Hindenburg den Kanzler Heinrich Brüning (Zentrum) ernennen mußte, der keine Mehrheit im Parlament besaß. Um ihn zu stützen oder ihm das Regieren schwerzumachen, stimmte dann in den nächsten Jahren die SPD mit KPD und NSDAP zusammen. Nur diese Verweigerungshaltung der SPD führte zum Aufstieg der Hitler-Partei, die von 12 Abgeordneten im März 1930 auf 112 bei den Septemberwahlen 1930 stieg. So rächte sich die Furcht vor der Verantwortung. Der Historiker Heinrich August Winkler schrieb über den März 1930: „Die SPD hat im entscheidenden Augenblick nicht alles getan, was in ihren Kräften stand, um die parlamentarische Demokratie zu bewahren und konnte sich daher einer Mitverantwortung (für die Zukunft) nicht freisprechen“. Die Frankfurter Zeitung schrieb am 28. März 1930: „Eine unheilvolle Entscheidung (...) Es gibt ein Maß von Einsichtlosigkeit, das zur Schuld wird. Diese Schuld einer wirklich großen Einsichtlosigkeit hat gestern die Mehrheit der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion auf sich geladen.“

Muß die Sozialdemokratie jetzt nicht doch – gegen egoistisches Parteiinteresse – zur Bildung einer Großen Koalition bereit sein? Der frühere Kanzler Schröder, dem seine Fraktion 2005 so schlecht mitgespielt hat wie ehedem seinem Kollegen Müller, sagte einmal in Erinnerung an 1930: „Erst das Land, dann die Partei.“

Dr. Hans-Jürgen Wünschel,  Maxdorf






Zu: „Nach dem Reggae folgt der Blues“ von Jörg Kürschner, JF Nr. 48/17

Hoffnung auf Merkels Sturzflug

Im Gegensatz zur massiven Kritik an der FDP zum Abbruch der Jamaika-Sondierungsgespräche, die von vielen der Verlogenheit der Political Correctness noch immer gehorchenden Medienvertretern und Politikern verbreitet wird, ergibt eine tiefere Betrachtung dieses Vorgangs ein völlig anderes Bild. So erscheint die FDP als einzige Partei der Sondierungsrunde, die mit ihrer Entscheidung staats- und gesellschaftspolitische Verantwortung für Deutschland gezeigt hat. Wäre Jamaika zustande gekommen, hätte dieses Bündnis wegen mangelnder Stabilität und nicht vorhandenen Vertrauens untereinander niemals eine realistisch umsetzbare, bürgernahe deutsche Politik betreiben und vier Jahre halten können. Es scheint, daß alle Teilnehmer der Jamaika-Runde sich dessen in deren Verlauf zunehmend bewußt waren, wie die vielen, noch bis zuletzt in diversen Medien geäußerten negativen Statements etwa von den Herren Dobrindt, Scheuer oder Trittin zu erkennen gaben. Überraschenderweise aber waren nach dem Abbruch der Sondierungsgespräche plötzlich alle Teilnehmer einig, auf dem richtigen Weg ganz kurz vor ihrem Ziel gewesen zu sein – mit Ausnahme der FDP, die automatisch zum Sündenbock gestempelt wurde. Welch ein verlogenes Schwarzer-Peter-Spiel! 

Es ist zu hoffen, daß nach dem Abbruch der Jamaika-Gespräche endlich Merkels politischer Sturzflug einsetzt. Dann dürfte sich neben der Schwesterpartei CSU auch die CDU einer Neudiskussion zur Besetzung der Führungsetage stellen. Die in den letzten Legislaturperioden wahrheitswidrig vorgegebene Alternativlosigkeit der Politik kehrt sich nun zur traurigen Gewißheit. Denn Neuwahlen werden aller Voraussicht nach zu keiner signifikanten Änderung des Wählerverhaltens führen. Auch eine Minderheitsregierung wird aus naheliegenden Gründen keiner wollen. Alternativlos bleibt daher einzig die von der überwiegenden Mehrheit der Wähler nicht gewünschte Neuauflage der GroKo. Damit würden AfD, FDP, Linke und Grüne auf die Oppositionsbank gehen, wobei die AfD als drittstärkste Fraktion die Oppositionsführung übernehmen müßte, was eindeutig zu begrüßen wäre. Es ist zu wünschen, daß die AfD dies zu nutzen versteht, ihre positive Wahrnehmung und Akzeptanz in der Öffentlichkeit deutlich verbessert.

Dr. Ralph Koch, Friedrichshafen






Zu: „Die Stunde der Nebenkläger“ von Hinrich Rohbohm, JF 48/17

Viele Fragen unbeantwortet

Wer als Nebenkläger mit einer Anwältin wie der für die linksextreme Szene stehende Edith Lunnebach auftritt, erweckt den Eindruck, nicht in erster Linie an einer umfassenden Aufklärung der Taten interessiert zu sein. Statt dessen werden die Opfer und Angehörigen benutzt, einen linksmotivierten Kleinkrieg gegen unseren Staat zu führen. Viele Fragen müßten gestellt werden, und dabei müßte die Aufklärung der Verbrechen im Vordergrund stehen: Wieso gibt es keine Indizien, keine eindeutigen Beweise, für eine Täterschaft der Angeklagten? Wer hat die Waffe noch einmal repetiert, mit der die Täter Selbstmord begangen haben sollen? Warum das gehäufte Sterben unter den Zeugen? Als Angehöriger wollte ich möglichst sicher sein, daß die wirklichen Täter ihre Strafe bekommen, auch mögliche Mittäter bei den Behörden – aber jenseits jeglicher politischen Opportunität. Heinz Schäfer, 

Neunkirchen-Seelscheid






Zu: „Bezahlen für Luft“ von Michael Limburg, JF 48/17

Alle „Rettung“ läuft ins Leere

Am 22. April 2016 hatte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Hohen Warte in Wien zum „Tag der offenen Forschung“ eingeladen. Mittels Vorträgen, Führungen und Informationsständen wurden die vielen Besucher über Wetter und Klima unterrichtet. Ich fragte drei der Forscher unabhängig voneinander, ob der Mensch das Wetter und damit das Klima als das mittlere Wetter über lange Zeiträume (zum Beispiel 30 Jahre) beeinflussen könne. Die Antwort war übereinstimmend: „Nein.“ Der Anteil des anthropogenen Kohlendioxids vom Gesamtkohlendioxid sei viel zu gering, um wetterwirksam sein zu können. Bemühungen um die „Rettung“ des Klimas laufen somit ins Leere.

Dr. rer. nat. Karl E. Lutze, Marburg






Zum Leserbrief: „Ebenfalls Desinformation“ von Prof. Dr. Karsten Niefind, JF 48/17

Goethes Zauberlehrling mahnt

Dank des Leserforums bietet die JF eine gute Plattform für die Diskussion strittiger Themen, wie der Klimawandel-Frage. Schon an den Anführungszeichen wird erkenntlich, daß es nicht um die wenigen verfügbaren Fakten, sondern vor allem um deren Interpretation geht. Wortfindungen, wie Klimakatastrophe, Klimaschutz, Klimakrise, Klimaleugner, Klimaskeptiker, Klima­alarmist, Klimarealist oder Klimakatastrophenvorhersage belegen das. Hinter der Klimakatastrophenvorhersage steckt die Zweckbehauptung der Klimaalarmisten „Science is settled“. Herr Niefind scheint dieser Meinung zu sein, wenn er die Sachlage auf die Wirkung dreiatomiger Gase im Strahlungsgleichgewicht der Erde beschränkt. Die in der wissenschaftlich-präzisen Beschreibung noch völlig offene Frage der Wasserdampf- und Wolkenrückkopplung spricht dagegen – „Science is not settled.“

Es müßten sich die Fachwissenschaftler ansonsten nämlich einig werden können, welche Klimasensitivität CO2 hat. Sie sind es nicht. Die Klimawissenschaft patzt, indem sie den Effekt einer Verdoppelung des CO2-Gehaltes nur in einer Bandbreite von 0,5 bis 5 Grad Celsius angeben kann. Angesichts der Zwei-Grad-Behauptung und der aktuell von der Realität bereits stark nach unten abweichenden Realtemperaturen liefert die CO2-Hypothese also keinerlei verläßliche Information. Es ist auch unwahrscheinlich, daß eine monokausale Erklärung des ständigen Klimawandels der Komplexität des planetarischen Wärmehaushaltes je gerecht werden kann.

Die willige Übernahme der CO2-basierten AGW-Hypothese ( Anthropogenic Global Warming) durch die Politik zeigt inzwischen Folgen, die schon Goethe in seinem Zauberlehrling beschrieb. Es ist deshalb dringlich, die Fragwürdigkeit der AGW-Hypothese als „Mutter der Energiewende“ klarzustellen.

Dr. Andreas Geisenheiner, Schriesheim






Zu: „Die Würde des * ist unantastbar“ von Günter Bertram & „Die Evolution berichtigen“ von Birgit Kelle, JF 47/17

Unis und Hochschulen beschämt

Hadmut Danischs Klage gegen die Humboldt-Universität Berlin zur Begutachtung des Lehrmaterials der sogenannten Gender-Studies, die die wissenschaftlichen Grundlagen des von der Volljuristin Susanne Baer gegründeten Studienganges beinhalten, lief ins Leere, obwohl diese Person keinerlei naturwissenschaftliche Kompetenz nachweisen konnte und kann. Jeweils verwaltungsjuristisch sauber begründet, daß die Unterlagen nicht zusammen aufbewahrt werden mit der Folge, daß die Überprüfung nicht exakt möglich ist. Millionen Jahre der Entwicklung zum Homo sapiens und sämtliches Wissen aus Biologie, Humanbiochemie und Humanmedizin wird nun im ideologischen Gleichschritt mit dieser Juristin interpretiert als Tradition, verhandelbare Wahrnehmung oder ähnliches. Es ist beschämend für die Universitäten, Hochschulen und die politische sogenannte Elite, die diese wissenschaftsfernen Spiele ideell stützen (oder  gar daran „glauben“) und großzügig finanzieren. Akademische Ausbildung ist offensichtlich nicht mehr getragen von der Selbstverpflichtung der Suche nach der Wirklichkeit als Wahrheit, sondern von der Anpassung an eine Gesinnung, die die Karriere begünstigt. Die Verfassungsrichterin ohne naturwissenschaftliche Kenntnisse zeigt dem Normalbürger beispielhaft, wie der Weg verläuft vom Ideal des „herrschaftsfreien Diskurses“ zur „diskursfreien Herrschaft“.

Dipl.-Psych. Gustav J. Brudy, Stockstadt






Zu: „Revolte für bewährte Bildung“ von Josef Kraus, JF 47/17

Völlig verfehlte Weichenstellung

Die Nachteile verfehlter Bildungsreformen erlebte ich in Form der „Mainzer Studienstufe“ mit, die 1975 in Rheinland-Pfalz anstelle der gymnasialen Oberstufe eingeführt wurde. Eine Kombination wählbarer Leistungs- und Grundkurse ersetzte die klassischen Haupt- und Nebenfächer. Die Schüler durften schwerpunktmäßig drei Leistungskurse wählen, welche gezielt zur Vorbereitung des beabsichtigten Hochschulstudiums dienen sollten. Die Sache hatte einen Haken: Die 15- bis 16-jährigen Gymnasiasten hatten fast ausnahmslos keine konkreten Vorstellungen, was sie einmal studieren würden. In der Blüte der Pubertät interessierten sie sich am allerwenigsten für studiumsbezogene Bildungsangebote. Also wurde die Kombination der Leistungs- und Grundkurse vorrangig zwei Kriterien unterworfen: erstens Abwahl der schwierigen, lernintensiven Fächer aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig und zweitens Reduzierung der Wochenstundenzahl auf das vorgeschriebene Minimum.

Die Konsequenz wäre auch für Laien vorhersehbar gewesen und zeigt die Realitätsferne der Bildungsreformer. So waren viele Abiturienten meiner Generation für „MINT-Studiengänge“ unzureichend vorbereitet und entschieden sich aufgrund ihrer Defizite notgedrungen für ein BWL- oder Jurastudium oder eine der klassischen Geschwätzwissenschaften. Für mich persönlich waren die Folgen insofern schmerzlich, als ich während meines Maschinenbaustudiums erhebliche Schwierigkeiten bei Werkstoffkunde und Elektrotechnik zu bewältigen hatte. 

Für ein rohstoffarmes Land, dessen volkswirtschaftliche Wertschöpfung auf gute Ideen und erstklassige, wettbewerbsfähige Produkte angewiesen ist, waren die bildungspolitischen Weichenstellungen damals völlig verfehlt.

Matthias Schneider, Speyer