© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/17 / 15. Dezember 2017

Lieber eine neue Migrationswelle als eine mickrige Mindestrente?
Herzloser Kleingeist
Jörg Fischer

Für ein Studium oder eine Promotion in Harvard, Princeton oder Yale hat es bei dem frankophilen Saarländer nicht gereicht, nur sein Name klingt amerikanisch: Lars P. Feld – der Peter mußte dafür dran glauben. Aber das paßt zu dem seit 2010 in Freiburg lehrenden Wirtschaftsprofessor: mehr Schein als Sein, um ganz nach oben zu kommen – und das erzählen, was mächtige Entscheider hören wollen.

Die deutsche Sozialversicherung, die Weltkriege und Währungsreformen überstanden hat, ist dem 51jährigen Beamten prinzipiell ein Graus. Umsatzsteuererhöhungen fürs Volk hingegen nicht – wenn dafür Besserverdiener entlastet werden. Seit 2008 im arbeitgebernahen „Kronberger Kreis“ (Devise: „Mehr Mut zum Markt“), war es daher folgerichtig, daß Feld 2011 auf Vorschlag von Rainer Brüderle (FDP) in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gehievt wurde. Ein Auseinanderbrechen der Eurozone ist für den „Wirtschaftsweisen“ natürlich ein Horrorszenario. Sein berühmter Vorgänger als Leiter des Walter-Eucken-Instituts, Friedrich August von Hayek, dürfte sich im Grabe umdrehen: Währungswettbewerb statt Zwang zum Einheitsgeld war dessen Devise.

Vorigen Donnerstag ließ Feld dann seine wissenschaftliche Maske vollends fallen und argumentierte als Jamaika-Claqueur: Als SPD-Vize Manuela Schwesig in der ZDF-Quasselrunde „Maybrit Illner“ eine Mindest­rente forderte, wies das Feld eiskalt zurück. Eine Migrationswelle lasse sich stemmen, dauerhafte Kosten in Milliardenhöhe fürs Rentensystem nicht. Sprich: 850 Euro für den Dachdecker mit kaputten Knien oder die fleißige türkische Putzfau ohne entwürdigende „Bedürfnisprüfung“ sind für Feld unfinanzierbar. Daß eine Million Flüchtlinge die gebeutelten Steuerzahler langfristig 450 Milliarden Euro kosten, ist für Feld hingegen alternativlos. Die Zahl ist übrigens keine AfD- oder CSU-Berechnung: Sie stammt vom Freiburger Professorenkollegen Bernd Raffelhüschen.