© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/17 / 15. Dezember 2017

Zeitschriftenkritik: Tumult
Ich. Wir. Andere.
Werner Olles

Die Aufteilung der Welt in Männer und Frauen sollte abgeschafft werden“, wird die amerikanische Pharmaunternehmerin Martin/e Rothblatt, von den Medien als höchstbezahlte Transsexuelle in den USA gefeiert, in der Stuttgarter Zeitung zitiert: „Die Grenzen müßten viel fließender sein. Schließlich gebe es auf der Welt genauso viele sexuelle Identitäten, wie es Menschen gibt.“ Die Philologin Bettina Gruber beschreibt in ihrem Beitrag „Keine Grenze, nirgends“ in der aktuellen Ausgabe der Vierteljahresschrift für Konsensstörung Tumult (Winter 2017/18), wie Rothblatt als eine Art Freiheitsstatue des Transhumanismus präsentiert wird. Die Schlußfolgerung liege auf der Hand: Wer „Mann“ und „Frau“ unterscheide, sei rassistisch und diskriminierend. Daher laute das Motto „from transgender to transhuman“. „Solipsismus im Gewand der Menschenfreundlichkeit bleibt Solipsismus (und wird schließlich tendenziell terroristisch), weil er sich dazu ausersehen glaubt, anderen die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen“ (Bettina Gruber).

Die Ethnologin Dörthe Lütjohann-Guzzoni entlarvt die 1928 in den USA erschienene erste Veröffentlichung der Anthropologin Margaret Mead. Sie hatte in ihrer ethnographischen Monographie Samoas eine Kultur vorgestellt, in der junge Mädchen ohne Einschränkung ihrer Sexualität aufwachsen und vor ihrer Heirat hetero- und homosexuelle Erfahrungen sammeln. Eine solche Gesellschaft sei frei von Pubertätskonflikten und Neurosen. Ihr Buch wurde zum Bestseller und von den 68ern gefeiert. Erst 1983 wurde durch den australischen Anthropologen Derek Freeman, der vierzig Jahre auf Samoa geforscht hatte, eine wissenschaftliche Kontroverse ausgelöst. Freeman belegte, daß Meads Forschungen im Hinblick auf die sexuelle Freizügigkeit auf falschen Daten beruhten und pure Ideologie waren. An deren vorläufigem Ende steht die These der „Fake-Schwarzen“ Rachel Dolezal, Hautfarbe sei keine biologische Tatsache, sondern ein soziales Konstrukt. 2015 wurde aufgedeckt, daß die angebliche Schwarze in Wahrheit eine Weiße mit deutschen und tschechischen Wurzeln ist. 

Daß Rußland dem entchristianisierten Westen nicht folgen wird, erklärt der Philosoph Alexander Michailovski. Wenn man sich die stetig vorangetriebene Angleichung der Rechte von Homosexuellen anschaue, werde deutlich, daß es sich um einen massiven Angriff auf das Christentum handele. Dabei gehe es nicht darum, daß die Russen nicht mit jenen zusammenleben möchten, die Wert auf eine ausdifferenzierte Sexualität legten, sondern darum, ob ein Haus, das auf einem Fundament säkularer Werte stehe, Bestand haben könne. So habe sich der Schutz der Minderheiten zum Terror für die Mehrheit und die Postulate der Freiheit und Demokratie zur ideokratischen Tyrannei entwickelt. Doch genüge es, die in der orthodoxen Tradition verwurzelten Prediger zu hören, um zu verstehen, daß Rußland bereit sei, für den Westen seine Dienste als Hüter spiritueller, religiöser und moralischer Werte zu leisten.

Kontakt: Frank Böckelmann, Nürnberger Str. 32, 01187 Dresden. Das Einzelheft kostet 8 Euro, ein Jahresabo 32 Euro.

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