© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/17 / 15. Dezember 2017

Im Strudel der Selbstzerstörung
Roberto de Mattei über den Zustand des Katholizismus
Werner Olles

Darf ein Katholik den Papst kritisieren?“ fragt Martin Mosebach in seinem Vorwort zum Werk des ehemaligen Vizepräsidenten der römischen Akademie der Wissenschaften Roberto de Mattei „Verteidigung der Tradition“. Die katholische Religion sei „ohne Zweifel die komplizierteste Religion der Welt, unbekannt vor allem bei ihren Gläubigen“. 

Als Ausdruck der „hierarchischen Verfaßtheit der Kirche“ habe das Papsttum ihr in der Weltgeschichte beispiellose Dauer verliehen. Doch wußte sie stets, daß der Papst „nur“ der Stellvertreter Jesu ist, gebunden an die Offenbarung, die sich nicht auf die Evangelien beschränkt, sondern sich in den Lehren der Kirchenväter entfaltet. Das Dogma der Unfehlbarkeit bedeute daher nichts anderes als „die Unterwerfung der Päpste unter die Tradition, wie es noch Benedikt XVI. formulierte“.

Roberto de Mattei, Historiker und Theologe, sieht die Kirche Angriffen ausgesetzt, „denen gegenüber sie krank und geschwächt erscheint“. „Ein Strudel der Selbstzerstörung“ zerreiße sie. Als Brennpunkt nennt er das Zweite Vatikanische Konzil zwischen Oktober 1962 und Dezember 1965. Seitdem habe sich die Kirche von der modernen Welt verführen lassen, anstatt sich ihr entgegenzustellen. 

Erst Benedikt XVI. habe das Konzil zur theologischen Reflexion und historischen Erörterung freigegeben. Kenntnisreich untersucht di Mattei 2.000 Jahre Kirchengeschichte, bringt Schätze der Tradition ans Licht, aber auch Irrtümer und Armseligkeiten ihrer Amtsträger und Gläubigen. Die Unzerstörbarkeit des mystischen Leibes Christi bedeuteten keine Fehlerlosigkeit ihrer obersten Hirten. Trotz aller Häresien und Schismen, die die Kirche im Laufe der Jahrhunderte durchstand, zeigt er, daß die Bewahrung und Weitergabe der Lehre Christi, der heiligen Tradition, die oberste Glaubensnorm ist. 

Dies könne auch Widerstand gegen die kirchlichen Autoritäten bedeuten, wenn ihre Lehre eine Gefahr für den Glauben bilde. Wer sich von der Tradition entferne, dispensiere sich vom Gehorsam der Gläubigen. „Als treue Soldaten der streitenden Kirche wollen wir nur das Banner der katholischen Tradition hissen, dessen unwürdige Träger auch wir sind – allerdings in der Gewißheit des Triumphes in Zeit und Ewigkeit“.

Roberto de Mattei: Verteidigung der Tradition. Die unüberwindbare Wahrheit Christi. St. Grignion Verlag, Altötting 2017, gebunden, 192 Seiten, 29,95 Euro