© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/17 / 15. Dezember 2017

Mordkomplotte von Schlapphüten
Patrik Baab und Robert Harkavy gehen Geheimdienstbeteiligungen in den Fällen Uwe Barschel oder Olof Palme nach
Sandro Serafin

Dreißig Jahre nach dem mysteriösen Tod von Uwe Barschel in Genf heben der deutsche Journalist Patrik Baab und der amerikanische Politologe Robert E. Harkavy das Thema mit ihrem Buch „Im Spinnennetz der Geheimdienste“ erneut auf die Agenda. Sie hinterfragen nicht nur Ursachen für und Umstände des Ablebens von Uwe Barschel, sondern beleuchten auch das Attentat auf den schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme von 1986 und den tödlichen Bootsunfall des ehemaligen CIA-Chefs William Colby 1996. 

Ausgehend von der Annahme, daß es sich bei diesen Fällen wohl um Morddelikte handelt, suchen sie nach möglichen Motiven, Auftraggebern und Tätern. Sie leuchten das Leben der drei Personen detailliert aus, beziehen dabei auch Informationen aus anderen Büchern in ihre Überlegungen und Darstellungen mit ein und greifen auf Stellungnahmen von Experten sowie auf Primärquellen zurück. Zeugenaussagen ordnen sie im Hinblick auf deren Glaubwürdigkeit ein und legen in allen drei Fällen das Für und Wider der verschiedenen existenten Erklärungs- und Deutungsmuster dar. So geben sie dem Leser ausreichend Raum, sich eine eigene fundierte Meinung zu bilden. Im Fall Barschel folgen sie der Spur Heinrich Willes, des Chefermittlers der Staatsanwaltschaft Lübeck, der auch auf Barschels „eindeutige Kontakte“ zur CIA stieß: „Das wurde uns über das Landesamt für Verfassungsschutz mitgeteilt, und auch die CIA hat schriftlich bestätigt, daß es einen Kontakt gab.“ 

Gleichwohl lassen die Autoren, die als Quelle natürlich nicht offenbarte Insider aus sieben verschiedenen Geheimdiensten anführen, keine Zweifel daran, daß sie in erster Linie die CIA hinter den Todesfällen von Palme, Barschel und Colby vermuten, einen Zusammenhang mit deren Rolle im Rahmen illegaler Waffenschiebungen in den Iran („Iran-Contra-Affäre“) sehen und eine große staatskriminelle Verschwörung erkennen wollen. „Es ist Vorgehensweise aller Geheimdienste, daß Menschen, die aus der Reihe tanzen, (...) eliminiert werden“, lautet letztlich die zentrale Erkenntnis dieses Buches. Und an die muß man glauben – oder eben auch nicht. 

Die Spekulationen regen zum Nachdenken an

Dem Anspruch eines „spannenden Spionagethrillers“ wird das Buch in weiten Teilen aber nicht gerecht: Gelegentlich drohen sich die Autoren derart in Details zu verlieren, daß der Leser leicht den Faden bei der „Entwirrung des Spinnennetzes der Geheimdienste“ verlieren kann. Letztlich bleiben die zwar ausführlich begründeten Sachverhalte oft eben  nur Spekulationen – die allerdings zum Nach- und Weiterdenken anregen.

Patrik Baab, Robert E. Harkavy: Im Spinnennetz der Geheimdienste. Warum wurden Olof Palme, Uwe Barschel und William Colby ermordet? Westend-Verlag, Frankfurt am Main 2017, gebunden, 383 Seiten, Abb., 24 Euro