© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/17-01/18 22. Dezember / 29. Dezember 2017

Frisch gepresst

Machiavelli. Die Potsdamer Dissertation Michael Zantkes beschäftigt sich mit der nach 1918 forcierten deutschen Rezeption von Leben und Werk des florentinischen Politikberaters Niccolò Machiavelli (1469–1527). Der Verfasser konzentriert sich dabei auf kritisch aktualisierende Aneignungen durch Exponenten der Konservativen Revolution wie Carl Schmitt, Edgar Julius Jung, Hans Freyer, Hugo Fischer und dem ihnen zugerechneten Historiker Gerhard Ritter. Den Titel seiner Untersuchung, die „bewaffnete Intellektuelle“ vorstellen möchte, rechtfertigen diese Probanden leider nicht. Denn anders als die für Zantke den militanten Tätertypus verkörpernden Literaten Lenin, Trotzki oder Mussolini blieb es diesen konservativen Theoretikern in Deutschland verwehrt, ihr Wissen autoritär in die politische Praxis umzusetzen. Der Titel bleibt nicht die einzige Enttäuschung seines Beitrags, den er zur Kritik der angeblich „bewaffneten Intelligenz im Schatten von Pegida und AfD“ leisten will. Auch inhaltlich scheitert er bereits bei der Deutung des relativ überschaubaren nationalrevolutionären Œuvres von Hugo Fischer, Ernst Jüngers „Magister“, kläglich. (dg)

Michael Zantke: Bewaffnete Intellektuelle. Die Bedeutung Machiavellis für den Nationalsozialismus und die Konservative Revolution. Verlag WeltTrends, Potsdam 2017, broschiert, 361 Seiten, 38,90 Euro





Gender-Psychose. Der Arzt und Psychotherapeut Hans Sachs erklärt hysterische, antifamiliäre Allmachtsphantasien von Gender-Ideologen mit dem Leidensdruck verborgener Ängste aus dem Kleinkindalter. Er faßt die bindungstheoretische und entwicklungspsychologische Erkenntnis zusammen, wonach alle schweren Formen der Psychopathologie ihren Ursprung in frühen, traumatischen Beziehungserfahrungen haben. Unbewußte Rachegelüste kombinieren sich mit existentieller Furcht vor allem, was festlegt und begrenzt: die Geschlechterrollen, das Altern, der Tod und Konventionen. Vor allem die Beziehung zur Mutter prägt uns ein Leben lang, beschreibt Sachs anhand der traurigen Biographie Sigmund Freuds. Der Wiener Psychiater habe vieles entdeckt, aber eines nicht: „Welche Bedeutung für ihn seine Mutter hatte.“ Phänomene von der Patchworkfamilie über Social Freezing bis zur Sexualisierung im Schulunterricht dienen Sachs als Anknüpfungspunkte, um auf aktuelle Säuglingsforschung und Bindungstheorie zu verweisen. (mv)

Hans Sachs: Freud und der Gender-Plan. Agenda Verlag, Münster 2017, broschiert, 188 Seiten, 19,90 Euro