© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/18 / 05. Januar 2018

CD-Kritik: Triggerfinger – Colossus
Männlichkeit
Sebastian Hennig

Als eine nächtliche Karussellfahrt beschreibt die Plattenfirma das neue Album „Colossus“ des belgischen Trios Triggerfinger. Es ist solider blues-basierter Rock’n’Roll, was da zu hören ist. Musikantische Spielfreude verbindet sich mit großem Einfallsreichtum. Jedes der zehn Lieder hat eine unverwechselbare Struktur, einige davon weisen Ohrwurmqualitäten auf.

Vom treibenden Parforceritt wie im Titelsong „Colossus“ bis zum beinahe elegischen Schmelz von „Afterglow“ ist das Spektrum breit gefächert. Der Gitarrenklang wurde diesmal um Keyboards erweitert.

Bissig und intelligent ist diese Musik, und die drei Herren aus Flandern machen auch auf der Bühne eine überaus gute Figur. Ihnen eignet eine nonchalante Männlichkeit, die ohne jede verzweifelte Hipster-Attitüde auskommt, weil sie souveräne Musiker sind. Triggerfinger sind vor allem eine Live-Band, deren Vorzüge auch auf Platte gegenwärtig sind. Sie geben sich bei vollem Bewußtsein ihrer Fähigkeit als musikalische Snobs, die beiläufig eine nahezu virtuose Beherrschung ihrer Instrumente herausstellen. Der Schlagzeuger Mario Goossens zelebriert Solos von zirzensischer Verstiegenheit. Federnd und wuchtig zieht diese Musik an uns vorüber. Sie ist zeitlos und ganz aktuell allein durch die fröhliche Geistesgegenwart ihrer Verursacher.

Triggerfinger  Colossus Mascot Label Group (Rough Trade), 2017 www.triggerfinger.net